White Resistance – Schneeberg at it’s best

“White Resistance” 2008: Matthias Dietzel, Christian Sobeck, Enrico Hager, Ronny Schürer, Alexander Schwarz

Die sächsische Stadt Schneeberg machte im Jahr 2013 Schlagzeilen, als bis zu 1800 Personen mit Fackeln gegen eine geplante Unterkunft für Geflüchtete demonstrierten. Diese Aufmärsche können als Auftakt einer bundesweiten rassistischen Wutbürgerbewegung gesehen werden.

Aus Schneeberg kommt auch die Naziband “White Resistance”. Kurz nach der Jahrtausendwende gegründet, brachte die Gruppe im Jahr 2002 eine Demo-CD sowie 2005 bei “PC Records” das Album “We Defend” heraus. Ungefähr zur gleichen Zeit geriet “White Resistance” wegen des Verdachts, das verbotene Neonazi-Netzwerk “Blood & Honour” weiterzuführen, ins Visier der Ermittler. Die Ausrichtung der Band unterstreichen Textzeilen wie “Let’s go independent to fight for honour and pride, a holy fight for our country’s freedom and a future of our folk”, die es schaffen, in einem einzigen Satz auf “Blood & Honour” (“for honour and pride”), einen “Racial Holy War” (“a holy fight”) und das rassistische Bekenntnis “Fourteen Words” (“a future for our folk”) zu verweisen.

Die bislang letzte Veröffentlichung von “White Resistance” war das Album “White Rock’n’Roll Outlaws” im Jahr 2008, erschienen beim Nazilabel “Gjallarhorn Klangschmiede”. Dass die Band dennoch unverändert aktiv ist und zahlreiche Auftritte absolviert, dürfte weniger an ihrem stumpfen Rechtsrock liegen, sondern vielmehr an den Mitgliedern.

Sänger der Naziband “White Resistance” ist Ronny Schürer aus Schneeberg. Schürer ist außerdem Fußballtrainer beim FC Concordia Schneeberg, wo er zur Zeit für die E-Junioren verantwortlich ist.

Den Bass spielt der bereits aus den Nazibands “Blitzkrieg” und “Confident of Victory” bekannte Christian Sobeck. Am Schlagzeug bei “White Resistance” sitzt Matthias Dietzel, ebenfalls aus Schneeberg. Als Gitarrist fungiert Enrico Hager, besser bekannt unter seinem Pseudonym “Schratt”, mit dem er als Liedermacher auftritt, und seinem Soloprojekt “RAC’n’Roll Teufel”.

Das “White-Resistance”-Gründungsmitglied Alexander Schwarz (Bass) schied 2016 aus der Band aus. Zur Zeit ist Alexander Schwarz Mitglied des AfD-Kreisverbands Zwickau, im Jahr 2017 saß er kurzzeitig im Kreisvorstand. Auch dem rassistischen “Bürgerforum Zwickau” gehört Schwarz an.

Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:

  • 20. November 2004 Auftritt von “White Resistance”, u.a. mit “Mistreat” (Finnland) und “Race Riot”
  • 10. September 2005 Auftritt von “White Resistance” beim “Ian Stuart Donaldson Memorial” in Belgien, u.a. mit “Faustrecht” (Allgäu) und “Warlord” (England). Organisiert wurde das Konzert von “Blood & Honour Vlaanderen & Nederland”.
  • 23. September 2005 Auftritt von “White Resistance” in Chemnitz, mit “Blitzkrieg” (Chemnitz) und “DNA”, organisiert von den “Freien Kräften Chemnitz”
  • 9. Dezember 2006 Auftritt von “White Resistance” in London, u.a. mit “Brutal Attack” (England), organisiert von “Blood & Honour London Brigade”
  • 15. November 2008 Auftritt von “White Resistance” in der Nähe von Luxemburg, u.a. mit “Whitewash” (USA) und “Baignade Interdite” (Frankreich)
  • 18. Oktober 2008 Auftritt von “White Resistance” beim “Ian Stuart Donaldson Memorial” in Belgien, u.a. mit “Rotte Charlotte” (Nordrhein-Westfalen), “Mistreat” (Finnland), “Strongside” (Sachsen-Anhalt) und “Thrima” (Mecklenburg-Vorpommern). Organisiert wurde das Konzert von “Blood & Honour Vlaanderen” und der verbotenen deutschen “Blood & Honour”-Sektion.
  • 29. Mai 2010 Auftritt von “White Resistance” beim “European Hammerfest” der “Italian Hammerskins” in Mailand, u.a. mit “Frontalkraft” (Cottbus) und “Verszerzödes” (Ungarn)
  • 16. November 2011 Auftritt von “White Resistance” in Deutschland, u.a. mit “Youngland” (USA) und “Sturmtrupp” (Bayern), organisiert von “Honour & Pride”
  • 12. Oktober 2013 Auftritt von “White Resistance” beim “Live H8” in Scheinfeld (Bayern), u.a. mit “Division Germania” (Nordrhein-Westfalen) und “Überzeugungstäter”
  • 27. Dezember 2014 Auftritt von “White Resistance” in Staupitz bei Torgau (Sachsen), u.a. mit “Tätervolk” (Berlin) und “Hausmannskost” (Cottbus)
  • 26. November 2016 Auftritt von “White Resistance” in Ostsachsen, mit “Verboten” (Raum Chemnitz) und “Barricades” (Sachsen-Anhalt)
  • 27. Mai 2017 Auftritt von “White Resistance” im Raum Dresden, u.a. mit “True Aggression” (Riesa) und “Hobbit” (Italien)
  • 17. Juni 2017 Auftritt von “Schratt” beim “Sommerfest mit Lunikoff und Freunden” im Großraum Leipzig

Links Christian Sobeck und Alexander Schwarz auf einem NPD-Aufmarsch am 1. Mai 2010 in Zwickau. Rechts Ronny Schürer als Fußballtrainer im Jahr 2016.

Ungebetene Gäste und Painful Awakening – Hooliganism meets NSHC

“Ungebetene Gäste”: Marcus Wendt, Frank Kröplin, Marcel Zapf (vorn), Rico Ehresmann, Martin Worzfeld

Die 2010 gegründete Naziband “Ungebetene Gäste” besteht aus mittlerweile altbekannten Neonazis aus Mecklenburg-Vorpommern. Sänger und Gründungsmitglied ist der heute in Rostock lebende Marcel “Zabel” Zapf. Er war in den letzten Jahren auf zahlreichen Punk- und Rockabilly-Konzerten anzutreffen. Gemeinsam mit sechs Freunden aus Güstrow und Bützow gründete er im Jahr 2007 die “Hoolsnation”, eine Clique von Neonazis, die sich gern als Hooligans darstellten und vorrangig Partys und Saufgelage in einer Garage veranstalteten. Ab 2010 veröffentlichte Zapf unter dem Namen “UnGebetene Gäste” einige Videos mit Akustik-Liedern. Im gleichen Jahr entstand auch das erste Album “Musik für euch”, das noch sehr holprig daherkam.

Im Jahr 2012 veröffentlichte die selbsternannte “Streetrock”-Band ihr erstes professionell produziertes Album namens “Anstoß”. Passend zur Europameisterschaft im gleichen Jahr versucht die Band sich auf der CD als unpolitische, “nur” patriotische Fußballrock-Band darzustellen. Dieses Image hatte sich bereits Jahre zuvor die Rechtsrock-Band “Kategorie C” auf die Fahnen geschrieben. So verwundert es nicht, dass “Ungebetene Gäste” ein Jahr später als Vorband von “Kategorie C” bei einem Auftritt in Wolfsburg beworben wurden.

Der Rest von “Ungebetene Gäste” besteht, ähnlich wie Marcel Zapf, aus Neonazis aus Güstrow und Bützow. Am Bass stand anfangs Frank Kröplin, der mittlerweile von Marcus Wendt abgelöst wurde. Wendts Hauptprojekt ist die Rügener Naziband “Komando Ost” (sic!), die sich im Umfeld der Neonazi-Bruderschaft “Hammerskins” bewegt.

Gitarrist bei “Ungebetene Gäste” ist der in Bützow lebende Rico Ehresmann. Er gehört zum Umfeld der Güstrower NS-Hardcore-Band “Painful Awakening”. Deren Schlagzeuger Martin Worzfeld trommelt auch bei “Ungebetene Gäste”. Dass sich “Painful Awakening” und “Ungebetene Gäste” einen Proberaum teilen, ist da nur logisch.

Die Naziband “Painful Awakening” besteht schon länger, nämlich seit 2005. Sie kann damit zur zweiten Generation des “National Socialist Hardcore” gezählt werden. Vorreiter dieses Sub-Genres des Rechtsrocks waren Ende der Neunziger Jahre u.a. die US-Bands “Teardown” und “Blue Eyed Devils” und deutsche Nazibands wie “Race Riot” und “Fear Rains Down”. In letzterer wirkten auch Neonazis aus Mecklenburg-Vorpommern mit.

Sänger von “Painful Awakening” ist der 1980 geborene Thomas Vetter. Der bereits erwähnte Martin Worzfeld, Jahrgang 1984, sitzt am Schlagzeug, während Rene Rexin und Daniel Kräge Gitarre spielen. Im Laufe der Jahre kam es immer wieder zu Besetzungswechseln, zeitweise stand etwa Richard Kühne an der Gitarre. Ralf Seefeld spielte lange Zeit den Bass, schied aber schon vor einigen Jahren aus der Band aus. Als Aushilfsmusiker fungiert darüber hinaus der 1988 geborene Thomas Lehwald, der beispielsweise 2009 bei einem Auftritt von “Painful Awakening” in Thüringen als Zweitsänger aushalf.

Personelle Überschneidungen gibt es nicht nur zu “Ungebetene Gäste”, sondern u.a. auch zur Nazi-Band “Hateboys”, in der Rexin gespielt haben soll. Rene Rexin und Richard Kühne gehörten auch zu “Inborn Hate”. Daniel Kräge wirkte ferner bei “Thrima” als Gitarrist mit, während Richard Kühne in der Nazi-Band “Nordic Storm” gespielt hat. Thomas Vetter nahm gemeinsam mit der polnischen Band “Legion Twierdzy Wrocław” und dem Sänger von “Path of Resistance” im Jahr 2017 das mehr als peinliche Lied “Pirat John” auf. Tatsächlich spannend ist daran die Vernetzung deutscher Bands in Richtung Osteuropa, konkret zu Neonazis aus dem polnischen Ableger des “Blood & Honour”-Netzwerks. Gemeinsam mit “Legion Twierdzy Wrocław” entwarf “Painful Awakening” vor einiger Zeit auch ein T-Shirt mit den Worten “European Front Line”. Damit folgt die Band einer Tendenz innerhalb der rechten Szene, chauvinistische Ansätze zurückzustellen und sich stattdessen auf das rassistische Konzept eines weißen Europa zu beziehen.

Viele der benannten Nazi-Musiker sind auch außerhalb der Rechtsrockszene aktiv und bis heute etwa bei Naziaufmärschen in Mecklenburg-Vorpommern anzutreffen.

Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:

  • 09. Februar 2008 Auftritt von “Painful Awakening” beim “Day of Honour” (“Tag der Ehre”) in Budapest, einem Aktionswochenende zu Ehren von Wehrmacht und Waffen-SS
  • 15. März 2008 Auftritt von “Painful Awakening” in Spanien unter dem Motto “Rasse über allem – viele Nationen, eine Familie”, u.a. mit “Hate for Breakfast” (Italien) und “Before the War” (Slowakei)
  • 13. November 2010 Auftritt von “Painful Awakening” in Italien, u.a. mit Garrotta (Verese, Italien), organisiert von “Autonomi Nazionalisti”
  • 9. März 2011 Auftritt von “Painful Awakening” im “Thinghaus” in Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern), u.a. mit “Path of Resistance” (Rostock) und “Green Arrows” (Italien)
  • 31. März 2013 Auftritt von “Ungebetene Gäste” in Deutschland, zusammen mit “Bootbois” (Hamburg)
  • 7. Dezember 2013 Auftritt von “Ungebetene Gäste” im Ruhrgebiet, zusammen mit “Pitbullfarm” (Schweden) und “Kategorie C”
  • 8. März 2014 Auftritt von “Ungebetene Gäste” in Kirchheim (Thüringen), u.a. mit “Faustrecht” (Allgäu) und “Helle & die RAC’ker” (Brandenburg), organisiert von den “Hammerskins Franken”
  • 29. August 2015 Auftritt von “Painful Awakening” bei einem “Ian Stuart Donaldson Memorial”-Konzert in Polen, u.a. mit “Velimor” (Russland) und “Legion Twierdzy Wrocław” (Polen), organisiert von “Blood & Honour Polen”
  • 8. Oktober 2016 Auftritt von “Painful Awakening” und “Ungebetene Gäste” in der Tschechischen Republik
  • 19. November 2016 Auftritt von “Painful Awakening” in Polen, u.a. mit “Legion Twierdzy Wrocław” (Polen), die dort ihr fünfjähriges Bestehen feierten
  • 9.-10. Juni 2017 geplantes Konzert von “Ungebetene Gäste” in Tschechien, u.a. mit “White Demons” (Griechenland), “Nordica” (Polen) und “Mistreat” (Finnland). Das Konzert konnte aufgrund antifaschistischer Intervention nicht stattfinden.

“Painful Awakening” im Jahr 2009: Daniel Kräge, Martin Worzfeld, Thomas Lehwald, Thomas Vetter, Rene Rexin

Abtrimo und Likedeelers – “Norddeutscher Untergrund” auf dem Präsentierteller

Oben “Abtrimo” bei einem Nazikonzert in Nienhagen (Sachsen-Anhalt): Carsten Soltmann, Marcel Koschnick, Christian Oest, “Honour & Pride”-Mitglied, Alexander Tesch, Veranstalter Oliver Malina. Unten: Marcel Schindler (“Alte Schule”), Marcel Koschnick, Carsten Soltmann, Christian Oest, Fabian Witt.

Im Dezember 2010 wurde in Hamburg die Band “Abtrimo” gegründet. Ihre Mitglieder sind die Neonazis Christian “Oesinger” Oest (Gitarre), Carsten Soltmann (Bass), Alexander Peter Tesch (Gitarre), Marcel “Marci” Koschnick (Gesang) und Fabian “Prof. Das Tier” Witt (Schlagzeug). Marcel Schindler, Gitarrist der Band “Alte Schule”, unterstützt die Band manchmal bei Auftritten. Der Bauer Christian Oest, auf dessen Hof am Rande Hamburgs nicht nur Proben stattfinden, sondern auch auswärtige Gäste im Rahmen von Konzerten und Partys untergebracht werden, gilt als Kopf von “Abtrimo”. Engen Kontakt pflegt die Band beispielsweise zu dem “Hammerskin” Jörn Kaiser aus Iserlohn und den rechten Oi-Bands “Brassic” (USA) und “Bronco Army”. “Abtrimo”-Sänger Marcel Koschnick ist neben seiner musikalischen Betätigung bei den “Skinheads Uelzen” organisiert, einer Gruppe von Neonazis, die regelmäßig konspirative Konzerte im norddeutschen Raum veranstaltet.

Im Mai 2016 traten “Abtrimo” mit den befreundeten Bands “Faustrecht” (Allgäu) und “Uwocaust” (Potsdam) sowie der slowakischen Band “Krátky Proces” unter dem Motto “Germany & Slovakia – Rocking Europe” im sächsichen Staupitz bei Torgau auf. Die Slowaken sind vor allem für ihren Tonträger “Arbeit macht frei” und Aufrufen zur systematischen Tötung von Menschen in Konzentrationslagern bekannt. Mit dem Potsdamer Rechtsrock-Musiker Uwe Menzel (“Uwocaust”) hat “Abtrimo” das Lied “Gewalt regiert uns alle” veröffentlicht.

Die erste Demo-CD von “Abtrimo” heißt “7 auf einen Streich” und erschien 2012 bei dem Label “Skinhead Service” von Jan Greve. Es folgte die Veröffentlichung von “Norddeutscher Untergrund – Der Erste Streich” zusammen mit der Band “Likedeelers” sowie zwei weiteren CDs beim Label “Oldschool Records” von Benjamin Einsiedler. Die Namen “7 auf einen Streich” und “Norddeutscher Untergrund” im Jahr 2012 sind sicher kein Zufall – kurz nach der Selbstenttarnung des “Nationalsozialistischen Untergrund” (NSU), der seine Morde in einem Bekennervideo mit der Comicfigur “Paulchen Panther” als “Streiche” verhöhnte.

Die jüngste Veröffentlichung von “Abtrimo” ist die zusammen mit den Bands “Alte Schule”, “Überzeugungstäter Vogtland” (Sachsen) und “Ungebetene Gäste” (Mecklenburg-Vorpommern) herausgegebene Split-CD “4 gewinnt”. Das dort veröffentlichte Lied “F.D.G.K.” der Band “Alte Schule” hat in der Neonaziszene Kultcharakter. Der Titel bedeutet “Für Deutschland, gegen Kanaken” und war vor allem in den Neunzigern in der Neonaziszene sehr beliebt. In der Aufnahme dieses Liedes wurden einige Text-Stellen zensiert und durch Schussgeräusche ersetzt.

Die Bands “Abtrimo”, “Likedeelers”, “Alte Schule” und “Schall und Rauch” stehen seit Jahren in einem freundschaftlichen Verhältnis zueinander und weisen diverse personelle Überschneidungen auf. Die Band “Likedeelers” aus Hamburg besteht aus Björn Linke (Schlagzeug), Henning Manteuffel (Gitarre) und Oliver Dammann (Gesang, Bass). Björn Linke und “Abtrimo”-Bassist Carsten Soltmann spielten zuvor bei “Schall & Rauch”. Oliver Dammann war auch Gitarrist bei “Alte Schule” und singt auf dem Sampler “4 gewinnt” für jene Band. All diese Neonazis sind in der Norddeutschen Rechtsrockszene tief verwurzelt. Sie haben engen Kontakt zu dem Totschläger und ehemaligen Sektionsleiter von “Blood & Honour Nordmark” Stefan Silar aus Tostedt und zu dem Konzertveranstalter Andreas Nickel, ehemals Mitglied der “Sektion Altmark” des “Blood & Honour”-Netzwerks.

Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:

  • 31. März 2012 Auftritt von “Abtrimo” in Nienhagen (Sachsen-Anhalt), u.a. mit “Angry Bootboys” (Raum Bielefeld) und “Punkfront” (Berlin). Organisiert wurde das Konzert von Oliver Malina und dessen “Blood & Honour”-Nachfolgeorganisation “Honour & Pride”.
  • 5. März 2013 Auftritt von “Abtrimo” in Nienhagen (Sachsen-Anhalt), u.a. mit “Endstufe” (Bremen) und “Short Cropped” (Belgien)
  • 20. Juli 2013 Auftritt von “Abtrimo” und “Likedeelers” in Lachendorf (Niedersachsen)
  • 19. Oktober 2013 Konzert mit “Abtrimo”, “Likedeelers”, “The Wrongdoers” und “Faustrecht” in Wellendorf (Niedersachsen), organisiert von den “Skinheads Uelzen”
  • 26. Oktober 2013 Auftritt von “Abtrimo” im NPD-Büro Odermannstraße 8 in Leipzig, u.a. mit “Pitbullfarm” (Schweden)
  • 23. November 2013 Auftritt von “Abtrimo” auf der Geburtstagsfeier von Stefan Silar in Koberg (Schleswig-Holstein), u.a. mit “Legion of Thor” (Berlin), “Burn Down” (Potsdam) und “Confident of Victory”
  • 28. Juni 2014 Auftritt von “Abtrimo” in Nienhagen (Sachsen-Anhalt), u.a. mit “Faustrecht” (Allgäu) und “Gesta Bellica” (Italien), organisiert von “Honour & Pride”
  • 6. Februar 2016 Auftritt von “Abtrimo” in Friedland (Mecklenburg-Vorpommern), u.a. mit “Schusterjungs” (Sachsen-Anhalt) und “Kombatants” (Schweden)
  • 19. November 2016 Auftritt von “Abtrimo” in Kosel (Schleswig-Holstein), u.a. mit “March or Die” (Engand) und “Faustrecht” (Allgäu)

“Likedeelers”: Oliver Dammann, Björn Linke, Henning Manteuffel

Blitzkrieg – im engsten Umfeld des NSU

Oben: “Blitzkrieg” im Jahr 2011. Unten: Paul Morgenstern (hier bei einer anderen Band am Schlagzeug), Christian Sobeck, Jörg Richter, Kay Richter.

Die 1999 in Chemnitz (Sachsen) formierte Rechtsrock-Band “Blitzkrieg” genießt in der Nazi-Szene vor allem durch ihr langjähriges konspiratives Auftreten einen Ruf als “authentische” Band. Sie ist eine der Gruppen, die in den vergangenen Jahren nicht viel zur Weiterentwicklung der rechten Musikszene beigetragen haben und auch nicht Hit auf Hit produzieren. Und doch treten die Mitglieder so selbstsicher und selbstgefällig auf, dass sie aus der neonazistischen Musiklandschaft heute kaum wegzudenken sind. Das hat natürlich auch viel mit den Personen hinter dem Projekt und ihrem Engagement für die “nationale Sache” zu tun.

Sänger Jörg “Kicke” Richter und sein Bruder Kay “Kacke” Richter, der bei “Blitzkrieg” am Schlagzeug sitzt, waren schon Ende der Neunziger Jahre fest in sächsischen “Blood & Honour”-Strukturen verankert. Innerhalb der im Jahr 2000 in Deutschland verbotenen Organisation waren sie europaweit für den Saalschutz bei Rechtsrock-Konzerten zuständig.

Das kam nicht von ungefähr, gehören die Richter-Brüder doch zur alten Riege der Chemnitzer Fußballschläger “HooNaRa” (“Hooligans Nazis Rassisten”), die selbst in der Hooligan-Szene lange gefürchtet waren. Chef der “HooNaRa” war Anfang der Zweitausender Jahre der mittlerweile verstorbene Gerüstbauer Rico Malt. Gemeinsam mit den Richter-Brüdern und anderen Hooligans des Chemnitzer FC war Malt einer der neonazistischen Vorreiter in Sachen Kampfsport und trat etwa im “Fight Club Karl-Marx-Stadt” an. Die “HooNaRa” waren auch am massiven, organisierten Angriff auf eine antifaschistische Demonstration in Chemnitz im Jahr 2004 beteiligt.

Trainiert wurden Rico Malt, Kay Richter und andere Schläger der “HooNaRa” von Gregor Reinhardt in der “Muay Thai Schmiede” in Thalheim. Neben Kay Richter ist auch der ursprünglich aus Jena stammende Neonazi Mirko Szydlowksi, bekannt als Liedermacher “Barny”, bis heute in Reinhardts Trainingsgruppe zu finden. Der Kontakt Richters zu Reinhardt entstand in der aktiven Zeit der Chemnitzer “Blood & Honour”-Sektion. Diese Verbindung dürfte auch dafür gesorgt haben, dass “Blitzkrieg” im Jahr 2008 einen Proberaum bzw. ein Tonstudio in demjenigen Gebäude in Thalheim anmieten konnten, in dem auch das Fitnessstudio “Relax” sitzt. Dieses Fitnessstudio beherbergt u.a. die “Muay Thai Schmiede” und wird von dem rechtsoffenen Kraftsportler Alexander Mende betrieben.

Kay Richter war auch in die Absicherung von Veranstaltungen der NPD-nahen Chemnitzer “IG Stadtgeschichte” eingebunden. Zudem war er u.a. Teil des Sicherheitsdienstes eines NS-Black-Metal-Konzerts in Lichtenstein (Sachsen) im Jahr 2007. Bei letzterem waren auch der NSU-Unterstützer André Eminger und andere Neonazis aus ehemaligen sächsischen “Blood & Honour”-Strukturen als Türsteher eingesetzt, darunter der Rechtsrockmusiker Andreas Graupner.

Die Richter-Brüder, Graupner und andere bekannte Chemnitzer Mitglieder von “Blood & Honour” bewohnten damals im Chemnitzer Heckert-Gebiet ein Haus, in dem kurz nach ihrer Flucht aus Jena auch die NSU-Mitglieder Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt unterkamen.

Die Nähe zum NSU lässt sich auch bei Paul Morgenstern, dem Gitarristen von “Blitzkrieg”, wiederfinden. Der in Wilkau-Haßlau bei Zwickau wohnhafte Morgenstern begann seine musikalische “Karriere” in der Band “Westsachsengesocks”. Deren Sänger Ralf “Manole” Marschner war nicht nur Teil von “Blood & Honour Sachsen” und organisierte zahlreiche Konzerte, sondern betrieb fast zehn Jahre einen rechten Szeneladen. Bis 2002 war er als Spitzel für das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz tätig. Dem NSU soll er in seinem Laden “The Last Resort Shop” und in seiner Baufirma Arbeitsplätze verschafft haben.

Paul Morgenstern, 1980 in Kirchberg geboren, wirkte auch bei der um 1998 gegründeten Chemnitzer Naziband “Keine Reue” mit, die sich später in “Might of Rage” umbenannte. Am Bass stand dort das “Blood & Honour”-Mitglied Michael “Wüste” Lorenz. Lorenz und Morgenstern sind auch in der NS-Hardcore-Band “Brainwash” aktiv. Morgenstern, der in der Szene als “Paule” und “Bile” auftritt, betreibt auch das NS-Black-Metal-Label “Blasphemous Terror Records”, wirkte bei Frank Krämers rechtem Neofolk-Projekt “Halgadom” mit, sitzt bei den NSBM-Bands “Stahlfront” und “Camulos” am Schlagzeug und ist Kopf der ebenfalls im rechten Black-Metal-Bereich angesiedelten Band “Leichenzug”. Zusammen mit Patrick Janssen führte Morgenstern dessen Band “Yggdrasil” unter dem Namen “Frozen Abyss” fort. Ende 2014 machte Paul Morgenstern Schlagzeilen, als seine Mitgliedschaft in der AfD bekannt wurde. Kurz nach Bekanntwerden trat der Neonazi aus der “Alternative für Deutschland” aus.

Durch einen ähnlichen Werdegang wie André Eminger – in Westsachsen lebend, aus der Rechtsrock-Szene um “Blood & Honour” stammend und in der sächsischen NS-Black-Metal-Szene gelandet – muss von einem intensiven Kontakt zwischen Eminger und Morgenstern ausgegangen werden. Zudem war Morgenstern mit dem Freundeskreis in Chemnitz, der den NSU kurz nach ihre Flucht beherbergt hatte, stark vertraut. Er war in die Naziszene in Zwickau eingebunden, die dem NSU ab 2001 Wohnungen besorgte.

Auch der ehemalige “Blitzkrieg”-Gitarrist Thomas Rothe alias “Dackel” lebte damals in dem Wohnhaus im Chemnitzer Plattenbaugebiet, wo fast nur Neonazis wohnten. Rothes Wohnung war es damals, in der Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe im Jahr 1998 unterkamen.

Zur “Blitzkrieg” gehört seit mehreren Jahren auch der Zwickauer Neonazi Christian Sobeck an der Gitarre. Sobeck spielt in zahlreichen weiteren Nazibands, darunter “Confident of Victory”.

Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:

  • 24. September 1998 Auftritt von “Westsachsengesocks” in Sachsen, u.a. mit “Max Resist” (USA)
  • 13. November 1999 erster Auftritt von “Might of Rage” in Schorba (Thüringen), u.a. mit “Stahlgewitter”, organisiert von “Blood & Honour Brandenburg”
  • Mai 2000 vermutlich der erste Auftritt von “Blitzkrieg” in Geringswalde (Sachsen), u.a. mit “Might of Rage”, “Excalibur” (Tschechien) und “Solution” (Leipzig)
  • 29. Februar 2004 Auftritt von “Blitzkrieg” in Chemnitz, u.a. mit “Radikahl” (Thüringen), organisiert vom NSU-Unterstützer und “Blood & Honour”-Kader Hendrik Lasch
  • 27. März 2005 Auftritt von “Blitzkrieg” in Hohenstein-Ernstthal (Sachsen), u.a. mit “Final War” (USA), organisiert von Rico Malt und “HooNaRa”
  • 2006 Auftritt von “Blitzkrieg” in Bayern, u.a. mit “Stahlgewitter”, “SKD” (Thüringen) und “Valhallas Patriots” (Sachsen-Anhalt), organisiert von den “Hammerskins Franken”
  • 2. August 2008 Auftritt von “Blitzkrieg” in Tschechien, u.a. mit “Saga” (Schweden)
  • 23. Januar 2010 Auftritt von “Blitzkrieg” in Slowenien, u.a. mit “Sturmtrupp” (Bayern) und “Ohne Worte” (Zwickau), organisiert von “Blood & Honour Wien”
  • 13. Juli 2012 Auftritt von “Blitzkrieg” in Finnland, u.a. mit “Kraftschlag”, organisiert von “Blood & Honour Finnland”
  • 12. Dezember 2015 Auftritt von “Blitzkrieg” beim “Rock against Refugees” in Niesky (Sachsen), u.a. mit “Frontalkraft” (Cottbus)
  • 7. Mai 2016 Auftritt von “Blitzkrieg” beim “Rock für Identität” in Hildburghausen, u.a. mit “Sleipnir” (NRW)
  • 18. März 2017 Auftritt von “Blitzkrieg” beim Nazikonzert “Defend Europe” in Heudicourt-sous-les-Côtes (Frankreich), mit “Division Germania”, “Fortress”, “Heiliger Krieg” und “Squadron”, organisiert von den “Hammerskins”
  • 3. Juni 2017 Auftritt von “Blitzkrieg” in Schweden, u.a. mit “Hundriver” (Ungarn), organisiert von “Blood & Honour Schweden”

Mehr dazu:

Links: Rico Malt während eines Angriffs auf eine antifaschistische Demonstration in Chemnitz 2004. Mitte: Jörg oder Kay Richter bei dem gleichen Angriff. Rechts: Thomas Rothe im Jahr 2017.

Confident of Victory – “Pornoskins” aus der Lausitz

Oben “Confident of Victory” bei einem Auftritt 2012. Unten: Thomas Tschech, Rico Hafemann, Christian Sobeck, Tobias Schütze, Mario Rudolf (Fotos flickr, flickr).

Neben den Neonazi-Bands “Division Germania”, “Blutzeugen” und “Deutsch Stolz Treue” steht zur Stunde die Gruppe “Confident of Victory” beim Rechtsrock-Konzert “White Xmas” auf der Bühne. Im Jahr 1998 eigentlich nur als Nebenprojekt der Naziband “Sturm und Drang” gegründet, zählt “Confident of Victory” aus Senftenberg (Brandenburg) heute zu den bedeutendsten Rechtsrock-Bands des Landes.

Als Sänger der Bands “Sturm und Drang” und “Confident of Victory” fungiert der Neonazi Rico Hafemann aus Senftenberg. Hauptberuflich ist Hafemann Inhaber der “Hotel-Pension Hafemann” im Senftenberger Ortsteil Niemtsch. Dem Brandenburger Landesamt für Verfassungsschutz gilt Hafemann als derart bedeutender Neonazi, dass man ihn im Verfassungsschutzbericht 2009 mit vollem Namen nannte – als einen von zwei Hauptakteuren der neonazistischen Musikszene im Bundesland. Zusammen mit Mitgliedern der mittlerweile aufgelösten sächsischen NSBM-Band “Magog” bildete Hafemann zudem die NS-Death-Metal-Band “Obskur”.

Auch der Bassist von “Confident of Victory”, Thomas Tschech, gehört seit den Anfangstagen zur Gruppe. Er war somit auch von den Hausdurchsuchungen betroffen, die im Januar 2006 bei den Bandmitgliedern durchgeführt wurden. Anlass war ein Auftritt in Mannheim im März 2005, bei dem die Band volksverhetzende Titel gespielt und ihr Publikum zum Zeigen des Hitlergrußes sowie zu “Sieg Heil”-Rufen animiert haben soll. Bei den Durchsuchungen wurde auch der Zünder einer Übungshandgranate beschlagnahmt. Gleichzeitig wurde das Album “F.N.A.B.” (“Freedom, Nation and Blood”) und die Demo-CD “Pornoskins” nach Liste A indiziert. Die Demo-CD enthält Zeilen wie “Nigger scum, nigger nigger nigger nigger scum”. Auf “F.N.A.B.” sind Forderungen wie “War, war, war – the final solution!” zu hören.

Auch das auf diesem Album erschienene Lied “Sieg” ist auf Konzerten ein Klassiker. In der ursprünglichen Version heißt es: “Kamerad, auf dass der Sieg mit uns sei, ein kräftiges Sieg”. Bei ihrem Auftritt in Unterwasser (Schweiz) im Oktober 2016 vollendete das Publikum die Textzeile mit dem Ausruf “Heil!” Besucher witzelten später, das anwesende Publikum sei wohl nicht textsicher gewesen, da der Song eigentlich anders laute. Tatsächlich brachte die Band eine zweite Version des Liedes heraus, in der Hafemann “Kamerad, auf dass der Sieg mit uns sei, wir bleiben dabei, stolz und frei” singt. Damit umging man eine strafrechtliche Verfolgung. Auf konspirativen Konzerten bieten “Confident of Victory” jedoch die Orginalfassung dar.

Im Jahr 2012 erschien das bislang letzte Album “A Neverending Fight” und die Single “Eisenschmiede”, beide bei “OPOS Records”. Ein Jahr später wurde die 2006 erschienene CD “The Unfeeling” indiziert. Eine Neuauflage erschien 2016 beim Nazi-Musiklabel “Gjallarhorn Klangschmiede”, das schon die ursprüngliche Version produziert hatte. Daneben steuerten “Confident of Victory” in den Jahren 2008 und 2013 Lieder zu den “Schulhof-CDs” der NPD bei.

Die Gitarre bei “CoV” spielt seit einigen Jahren Mario Rudolf. Der 31-Jährige kommt ursprünglich aus der Gemeinde Guteborn (Brandenburg), wohnt aber mittlerweile in Dresden. Rudolf spielt auch bei anderen Nazibands mit und ist als Soloprojekt “Stereotyp” aktiv.

Schlagzeuger von “Confident of Victory” war lange Zeit Tobias Schütze, der ebenso wie Mario Rudolf aus Südbrandenburg stammt und mittlerweile in der Sächsischen Schweiz wohnt. Schütze spielt weiterhin in der NS-Hardcore-Band “Hope for the Weak” sowie in der Nazipunk-Kapelle “Pro Patria”.

Seit 2017 sitzt nun der Zwickauer Neonazi Christian Sobeck bei “Confident of Victory” am Schlagzeug. Der 1986 geborene Sobeck wohnt im Raum Zwickau, kommt aber ursprünglich aus dem Erzgebirge, wo er in den Nazibands “Konfrontation” und “White Resistance” aktiv ist. Daneben veröffentlichte Christian Sobeck mehrere CDs unter den Namen “Projekt X” und “Paranoid”. Sie erschienen überwiegend bei den Labels “PC Records” und “OPOS Records” und sind u.a. mit Fotos von Hitlerjungen bebildert.

Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:

  • 6. Dezember 1996 Auftritt von “Sturm & Drang” in Sachsen, u.a. mit “Frontalkraft” (Cottbus) und “Legion of St. George” (England)
  • 22. Januar 2000 Auftritt von “Sturm & Drang” in Dresden, u.a. mit “Totenburg” (Gera) und “Might of Rage” (Chemnitz)
  • 7. September 2002 Auftritt von “Sturm & Drang” im “Deutsche Stimme”-Verlag der NPD in Riesa, zusammen mit “Selbststeller” (Riesa), “Sleipnir” (Nordrhein-Westfalen) und “Spreegeschwader” (Berlin)
  • 27. November 2004 Auftritt von “Confident of Victory” in Bayern, zusammen mit “Absurd”
  • 1./2. Oktober 2005 Auftritt von “Confident of Victory” beim “Hammerfest” des internationalen Nazi-Netzwerks “Hammerskins” in den USA
  • 14. Juli 2012 Auftritt von “Confident of Victory” beim “Veneto Fronte Skinheads”-Sommerfest in Italien, u.a. mit “Sleipnir”
  • 27. Juli 2013 Open-Air mit “Confident of Victory”, “Frontalkraft”, “Hope for the Weak” und “Timebomb” auf dem Gelände von Klaus Mann in Finowfurt (Brandenburg), veranstaltet von “Märkische Skinheads”
  • 13. Dezember 2014 Konzert “White X-Mas” in Frankreich mit “Blutzeugen”, “Confident of Victory”, “Gestapo”, “Helle und die RACker”, “Kraftschlag”, “Sniper” und “Überzeugungstäter”, organisiert vom “Chapter Westwall” der “Hammerskins”

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Stahlgewitter und Division Germania – Rechtsrock-Superstars in Personalnot?

“Division Germania”: Matthias Weßler, Philipp Neumann, Andreas Koroschetz

Unter dem zweideutigen Namen “White Xmas” wird seit Monaten die Werbetrommel für ein Rechtsrock-Konzert am heutigen 9. Dezember 2017 gerührt. Neben “Deutsch Stolz Treue” (Berlin), “Blutzeugen” (Raum Dresden) und “Confident of Victory” (Senftenberg) wird auch die Band “Division Germania” angekündigt. Der letzten Band werden wir uns auch aus diesem Anlass heute annehmen.

Ursprünglich als Soloprojekt angedacht, wurde “Division Germania” von dem 1983 geborenen Andreas Koroschetz aus Mönchengladbach um das Jahr 2000 herum ins Leben gerufen. Dieser ist Vollmitglied der Neonazi-Bruderschaft der “Hammerskins” und trat zur Bundestagswahl 2005 in seiner nordrhein-westfälischen Heimatstadt für die NPD an.

Am Schlagzeug bei “DG” sitzt der aus Hamm stammende Patrick Gerstenberger, während Matthias Weßler aus dem Rhein-Kreis Neuss den Bass spielt. Mit beiden war Koroschetz schon bei der Nazipunk-Band “Rotte Charlotte” aktiv. Gerstenberger gehört außerdem seit geraumer Zeit den Rechtsrock-Band “Smart Violence” und “Sturmwehr” an.

Seit mindestens zwei Jahren spielt Philipp “Phil” Neumann als Gitarrist bei “Division Germania”. Neumann ist auch Sänger und Gitarrist der Naziband “Flak”. Die Besetzung der zweiten Gitarre hingegen ändert sich ständig. Auf dem “Hammerfest 2015” der italienischen “Hammerskins”-Sektion wurde die Stelle von Mirko Szydlowki alias “Liedermacher Barny” besetzt, während beim “Rock gegen Überfremdung” im Juli 2017 Martin Böhne aus Hamm auf der Bühne stand.

Die Neonazi-Musiker Koroschetz, Weßler, Neumann und Gerstenberger gehören derzeit auch zur Live-Besetzung der 1996 gegründeten rechten Kultband “Stahlgewitter”. Deren Sänger ist der aus Meppen (Niedersachsen) stammende Daniel “Gigi” Giese. Studio- und Gründungsmitglied von “Stahlgewitter” ist der bekannte Neonazi Frank Krämer. Er wirkt auch bei der rechten Neofolk-Band “Halgadom” mit, betreibt den rechten Versand “Sonnenkreuz” und veröffentlicht seit einiger Zeit als “Der dritte Blickwinkel” Videos auf YouTube.

Daniel Giese ist außerdem als Sänger der Bands “Gigi & die braunen Stadtmusikanten” und “In Tyrannos” bekannt. Seine unverwechselbare Stimme taucht ebenso bei der konspirativ agierenden Nazi-Band “Zillertaler Türkenjäger” und deren Nachfolgegruppe “Die lustigen Zillertaler” auf. In der vor menschenverachtenden Texten nur so strotzenden Band ist Michael “Lunikoff” Regener als Gastsänger zu finden. Regener stand sowohl beim “Rocktoberfest” 2016 in Unterwasser (Schweiz) als auch beim “Rock gegen Überfremdung” im Juli 2017 in Themar (Thüringen) als Gastsänger von “Stahlgewitter” auf der Bühne.

Während “Stahlgewitter” 2016 in Unterwasser das erste Mal seit rund neun Jahren ein Konzert gaben und ihnen knapp 5000 Neonazis aus ganz Europa mit hundertfachen Hitlergrüßen huldigten, ist Daniel Gieses erstes Rechtsrock-Projekt “Saccara” zwar weiterhin ein Kassenschlager, aber seit Anfang der Zweitausender Jahre inaktiv. Der fast 50-jährige Giese gilt auch durch sein Mitwirken bei “Kahlkopf” als Kultfigur, ähnlich wie Michael “Lunikoff” Regener.

Für seine Tätigkeit bei “Zillertaler Türkenjäger” musste sich Giese vor 15 Jahren vor Gericht verantworten, was jedoch im Jahr 2005 mit einer Einstellung des Verfahrens endete. Auch als Kopf der Band “Gigi & die braunen Stadtmusikanten” und aufgrund deren Songs “Dönerkiller” und “Geschwür am After” stand Giese ab 2012 vor Gericht. Eine ursprüngliche Verurteilung zu einer auf Bewährung ausgesetzten Haftstrafe wegen Billigung von Straftaten und Volksverhetzung endete nach mehreren Instanzen im Jahr 2014 in einer Geldstrafe. Im Lied “Dönerkiller” hatte Giese die Mordserie des rechtsterroristischen “Nationalsozialischen Untergrunds” (NSU) verherrlicht. Da das Lied vor der im Jahr 2011 erfolgten Selbstenttarnung des NSU entstand, scheint es möglich, dass Giese von dem neonazistischen Hintergrund der Mordserie wusste. Denn bis 2011 hatten die Behörden vor allem in migrantischen Communities ermittelt, statt rassistische Mordmotive in Erwägung zu ziehen.

Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:

  • 13. November 1998 Auftritt von “Stahlgewitter” in Schorba (Thüringen) vor etwa 1000 Neonazis, u.a. mit “Max Resist” (USA) und “Radikahl” (Thüringen). Organisiert wurde das Konzert von “Blood & Honour Brandenburg”.
  • 19. Mai 2001 Auftritt von “Stahlgewitter” in der Schweiz, u.a. mit “Archivum” (Ungarn) und “Neubeginn” (Nordsachsen)
  • 5. August 2006 Auftritt von “Gigi & die braunen Stadtmusikanten” auf dem “Deutsche Stimme Pressefest” der NPD in Dresden-Pappritz, u.a. mit “Fylgien” (Berlin) und “Carpe Diem” (Baden-Württemberg)
  • 7. April 2007 Auftritt von “Stahlgewitter” in Italien, u.a. mit “H8Machine” (USA) und “Armco” (Italien), organisiert von den “Veneto Fronte Skinheads” und dem “Fest der Völker” um den NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben
  • 20. Juni 2009 Auftritt von “Rotte Charlotte” in Belgien beim “Hammerfest” der “Hammerskin Nation”, u.a. mit “Bully Boys” (USA) und “Before the War” (Slowakei)
  • 12. September 2009 Auftritt von “Rotte Charlotte” auf dem “4. Fest der Völker” in Pößneck (Thüringen), u.a. mit “Eternal Bleeding” (Altenburg/Zwickau) und “Preserve White Aryans” (Estland)
  • 29. Oktober 2011 Auftritt von “Division Germania” und “Rotte Charlotte” zur 10-Jahres-Feier von “Blood & Honour Slovenia”
  • 28. September 2013 Auftritt von “Division Germania” beim “Ian Stuart Donaldson Memorial” in Schweden, u.a. mit “Alexandra & Barny” (Schweden/Deutschland), organisiert von den “Hammerskins/Crew 38 Schweden”
  • 18. Juni 2016 Auftritt von “Division Germania” auf dem “Hammerfest” der “Hammerskin Nation” in Frankreich, u.a. mit “Blindfolded” (Niederlande) und “Verszerzödes” (Ungarn)
  • 18. März 2017 Auftritt von “Division Germania” in Nonsard-Lamarche (Frankreich), u.a. mit “Blitzkrieg” (Chemnitz) und “Fortress” (Australien), organisiert von den “Hammerskins”

Links: Martin Böhne (Bart und Mütze), Andreas Koroschetz (Sonnenbrille) und Matthias Weßler (gelbes T-Shirt) beim Rudolf-Heß-Aufmarsch am 19. August 2017 in Berlin (Foto Recherche Nord). Rechts: Philipp Neumann (Foto flickr).

Andreas Koroschetz, Philipp Neumann, Michael Regener, unbekannt, Tommy Frenck und Daniel Giese in Frencks Gasthaus “Goldener Löwe” in Hildburghausen, 2017

Exzess – umtriebige Neonazis aus einem rockerähnlichen Milieu

“Exzess”: Tobias Vogt, Patrick Alf, Daniel Köhring

2010 in Strausberg bei Berlin ins Leben gerufen, ist “Exzess” aus der Rechtsrock-Szene heute nicht mehr wegzudenken. Dies mag nicht nur an ihren relativ professionellen Musikproduktionen liegen, sondern vor allem an ihrer Verbindung zu Neonazi-“Bruderschaften” wie den Berliner “Vandalen”, der “H8” aus Thüringen und Brandenburg sowie deren Nachfolger “Turonen/Garde 20”.

Sänger und Bassist von “Exzess” ist Tobias Vogt, der in Strausberg das bandeigene Label “Exzess-Records” und die Autowerkstatt “Carofol” betreibt und in seiner Freizeit Kampfsport macht. Patrick Alf, Schlagzeuger bei “Exzess”, kandidierte bei den Kommunalwahlen 2008 für die rechten Partei “Deutsche Volksunion” (DVU).

An der Gitarre steht Daniel Köhring aus Fredersdorf-Vogelsdorf. Er ist Mitglied des Brandenburger Ablegers der 2006 in Thüringen gegründeten “Bruderschaft” “H8”. Ähnlich wie das in Deutschland verbotene “Blood & Honour”-Netzwerk und die “Hammerskins” tut sich die “H8” durch die Organisation von Nazikonzerten und die Vermarktung rechter Bands hervor. Die elitäre und martialische Selbstdarstellung dieser “Bruderschaften” übte in den vergangenen Jahren eine hohe Anziehungskraft innerhalb der Neonazi-Szene aus. Dadurch gewann man auch im Rechtsrock-Geschäft an Bedeutung – und Musiker, Produzenten und Händler als Mitglieder.

Die 2015 gegründete “Bruderschaft Turonen/Garde 20” gilt als Nachfolger der “H8”. Ihr führender Kopf ist der Neonazi Steffen Richter aus Saalfeld (Thüringen), der bereits Mitglied der “H8” war. Die “Turonen” waren maßgeblich an der Organisation des von rund 5000 Neonazis besuchten “Rocktoberfest” im Oktober 2016 in der Gemeinde Unterwasser (Schweiz) beteiligt. Sie initiierten auch die Konzertreihe “Rock gegen Überfremdung” in Thüringen, deren zweite Auflage im Juli 2017 in Themar (Thüringen) rund 6000 Neonazis aus ganz Europa anzog. Während “Exzess” beim “Rocktoberfest” auf der Bühne standen, war Gitarrist Daniel Köhring beim “Rock gegen Überfremdung 2” an der Ordnerstruktur und dem Aufbau der Infrastruktur beteiligt – neben Mitgliedern der “Bruderschaften” “Barnimer Freundschaft”, “Hammerskins” und “Vandalen”.

Tobias Vogt stand in Themar währenddessen als Bassist der Berliner Neonazi-Band “Die Lunikoff Verschwörung” auf der Bühne. “Die Lunikoff Verschwörung” besitzt in der Szene Kultstatus, was vorrangig an ihrem Sänger Michael “Lunikoff” Regener liegen dürfte. Regener gilt als Kopf der Berliner “Bruderschaft” “Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft”. Seine Band ist das Folgeprojekt der als kriminelle Vereinigung verbotenen Band “Landser”. Regeners angeblich in Haft entwickelte Kleidungsmarke “Hermannsland” ist an den “Hermannsland-Versand” angebunden, über den CDs und Merchandise von “Die Lunikoff Verschwörung” vertrieben werden. Als Betreiber des Versands fungiert der Leipziger Neonazi und Hooligan Nils Larisch.

Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:

  • 1. April 2005 Auftritt von “Die Lunikoff Verschwörung” in Pößneck (Thüringen). Er gilt als Abschiedskonzert der Band, bevor Sänger Michael Regener seine Haftstrafe antritt. Organisiert wird das Konzert von der NPD Thüringen.
  • 6. März 2010 Auftritt von “Die Lunikoff Verschwörung” in Budapest, u.a. mit “Stahlgewitter”, organisiert von “NS Front”
  • 2. April 2011 Auftritt von “Exzess” in Riesa (Sachsen), u.a. mit “Wiege des Schicksals” (Anklam) und “Marci & Kapelle” (alias “Tätervolk”, Berlin). Organisiert wurde das Konzert vom “Deutsche-Stimme”-Verlag der NPD.
  • 8. November 2014 Auftritt von “Die Lunikoff Verschwörung” in Zobes (Sachsen), u.a. mit “Nahkampf” (Bremen), organisiert von Nils Larisch und der Partei “Die Rechte”
  • 27. Dezember 2014 Auftritt von “Exzess” in Kirchheim (Thüringen), u.a. mit “Tätervolk” (Berlin/Brandeburg) und “Treueorden” (Thüringen)
  • 4. Juni 2016 Auftritt von “Exzess” im “Thinghaus” in Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern), u.a. mit “Hausmannskost” (Cottbus)
  • 15. Oktober 2016 Auftritt von “Exzess” beim Nazikonzert “Rocktoberfest” in Unterwasser (Schweiz), mit “Amok” (Schweiz), “Confident of Victory”, “Frontalkraft” (Cottbus), “Makss Damage” und “Stahlgewitter”
  • 30. April 2017 Auftritt von “Die Lunikoff Verschwörung” in der Ukraine, u.a. mit “Sokyra Peruna” und “Moloth” (beide Ukraine)
  • 2. Dezember 2017 Auftritt von “Exzess” in der Nähe von Hamm (Nordrhein-Westfalen), u.a. mit “Blitzkrieg” (Chemnitz)

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Links Steffen Richter aus Saalfeld bei einem Rudolf-Heß-Marsch (Foto flickr). Rechts: Nils Larisch und Michael Regener fordern “Freiheit” für den Holocaust-Leugner Horst Mahler.

Endless Struggle – Wehrmachtsverherrlichung aus Sachsen

Links “Endless Struggle”: Ron Penz, Sören Leibnitz, René Weiße, Michael Lorenz. Rechts: Ron Penz mit “Hail Victory”-Shirt.

Mit drei CDs in den Jahren 2013, 2014 und 2015 legte die sächsische NS-Hardcore-Band “Endless Struggle” – nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Streetpunk-Band aus den USA – einen fleißigen Start hin. Worin ihr “endloser Kampf” besteht, verrät die Band mit ihren Liedern. Diese handeln größtenteils vom Zweiten Weltkrieg, glorifizieren die Wehrmacht und tischen geschichtliche Lügen auf – etwa dass im Februar 1945 bei den alliierten Bombardements auf Dresden 300.000 Menschen starben.

Sänger von “Endless Struggle” ist René Weiße, Frontmann der NSHC-Band “Brainwash” und Betreiber des Kleidungslabels “Dryve by Suizhyde”. Den Bass spielt Michael Lorenz, Mitbetreiber des neonazistischen Musiklabels und Versandhandels “OPOS Records” und Mitglied zahlreicher anderer Nazibands, darunter “Moshpit”, “Hope for the Weak” und ebenfalls “Brainwash”.

Am Schlagzeug sitzt ein weiterer Multifunktionär der rechten Musikszene: Ron Penz aus dem sächsischen Flöha, der auch in den Nazibands “Heiliges Reich”, “Killuminati”, “Kraftschlag” und “Sköll Dagaz” mitwirkt, bei Reiko Schmiedels Projekt “Moiler” mit auf der Bühne steht und zur NSBM-Band “Permafrost” gehörte. Ron Robert Penz hat kein Problem damit, in der Öffentlichkeit mit einem “Hail Victory”-Shirt herumzulaufen.

Auch der Gitarrist von “Endless Struggle” ist kein Unbekannter. Sören Leibnitz wohnte einst in der Nazi-WG Bahnhofstraße 5 in Zwickau. Zusammen mit Michael Frenzel, Benjamin Klein, Alexander Schliwka und André Steiniger bildete er in den Zweitausender Jahren die Naziband “Diary of a Dying Nation”.

Seit ihrem einzigen Konzert im Jahr 2016 wurde es still um “Endless Struggle”. Der unvollständige Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten, fällt auch deshalb sehr kurz aus:

  • 8. November 2008 Nazikonzert in der Kamenzer Straße 10/12 in Leipzig mit “Diary of a Dying Nation”, “Eternal Bleeding”, “Fight Tonight”, “Nordglanz”, “Painful Life” und “Thematik 25”
  • 25. Juni 2016 Nazikonzert in Ostsachsen mit “Endless Struggle”, “Barricades”, “Selbststeller” und Sista Bataljen”, veranstaltet aus dem Umfeld von “OPOS Records”

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Isoliert und trotzdem vernetzt – Rechtsrock im Landkreis Barnim (Brandenburg)

Kai Hesselmann, Steffen Hesselmann, Ronny Eckbert, Christian Droemert

“Sterni”, Jan-Michael Keller, Björn Reddemann, Klaus Mann

Im Brandenburger Landkreis Barnim existiert seit über zehn Jahren eine kleine, aber aktive rechte Musikszene. Das bekannteste Projekt aus der Region ist die Band “Preußenfront” aus Bernau. Ihr Sänger Kai Hesselmann gehörte bis Mitte der Zweitausender Jahre der “Deutschen Volksunion” (DVU) an und spielte mit seiner Band auch auf Kundegebungen und Sommerfesten der Partei.

Die Verbindung zwischen Rechtsrockszene und DVU ist in Brandenburg nichts Ungewöhnliches. Auch Klaus Mann, der bis heute sein Gelände in Schorfheide bei Finowfurt für Konzerte der rechten Szene bereitstellt, war ein wichtiger Ansprechpartner der Partei, bis er vor knapp fünf Jahren den Landesvorsitz der rechten Kleinstpartei “Die Rechte” in Brandenburg übernahm.

Am Bass stand bei “Preußenfront” Kai Hesselmanns Bruder Steffen Hesselmann, der lokalen Kameradschaftsstrukturen entstammt. “Preußenfront” galt als Lokalmatador, schaffte es – vermutlich aufgrund ihrer öden, beliebig wirkenden Rechtsrock-Musik – jedoch nicht, auf den “großen Bühnen” der Szene aufzutreten. Aus “Preußenfront” wurde später “Klänge des Blutes”, bis auch diese Band sich im Jahr 2015 auflöste. Höhepunkt ihrer musikalischen “Karriere” war ein Beitrag auf einer Solidaritäts-CD für den jährlich stattfindenden Naziaufmarsch “Tag der deutschen Zukunft” sowie ein Auftritt auf Siegfried Borchardts Geburtstagsfeier im Jahr 2013.

Hesselmann versuchte danach erneut sein Glück mit dem kurzweiligen Projekt “Raritäten”. Aktuell ist er bei der Naziband “Feuer Frei” mit von der Partie. Weitere Mitglieder von “Feuer Frei” sind die langjährig aktiven Neonazis Christian “Hotte” Droemert, Ronny “Ecki” Eckbert und “Sterni”. Der in Beeskow wohnhafte Eckbert war schon Mitglied der NS-Black-Metal-Band “Mogon” um Sänger Silvio Kautz. “Sterni” ist vor allem als Mitglied der Neonazi-Bruderschaft “Midgards Wächter” und als Gitarrist der Berliner Naziband “Kahlschlag” bekannt. Bei dieser spielte bis zur Auflösung 2010 auch der im NPD-Kreisverband Berlin-Lichtenberg aktive Jan-Michael Keller, heute Bassist beim Rechtsrock-Trio “Sacha Korn” aus Teltow bei Potsdam.

Der Berliner Neonazi Björn Reddemann aktivierte “Kahlschlag” im Jahr 2016 erneut. Wie in den Anfangsjahren der Band steht er an der Gitarre und übernimmt den Gesang. In Anbetracht einer sich immer weiter professionalisierenden Rechtsrockszene kann man jedoch guter Dinge sein, dass “Kahlschlag” abgesehen von qualitativ minderwertigen Proberaumvideos in den nächsten Jahren kaum in Erscheinung treten wird. Auch “Feuer Frei” trat bisher nur im kleineren Kreis auf, oft im Umfeld von Neonazi-Bruderschaften wie der “AO Strausberg” oder der “Brigade 8”.

Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:

  • 18. September 2010 Auftritt von “Kahlschlag” in Berlin-Schöneweide auf einer Kundgebung der NPD, zusammen u.a. mit “Exzess” (Strausberg)
  • 2. Oktober 2010 Auftritt von “Preußenfront” auf dem “Preußentag” der NPD in Brandenburg, zusammen u.a. mit “Preußenstolz” (Potsdam) – mehr “Preußen” geht nun wirklich nicht
  • 3. September 2011 Auftritt von “Mogon” in Rothenburg-Geheege, u.a. mit den NSBM-Bands “Nordglanz” (Frankfurt am Main) und “Permafrost” (Sachsen-Anhalt)
  • 16. November 2013 Auftritt von “Klänge des Blutes” im “Rössle” in Rheinmünster-Söllingen (Baden-Würtemberg) anlässlich des 60. Geburtstags des Dortmunder Neonazis Siegfried Borchert alias “SS-Siggi”, zusammen mit den Nazibands “Die Lunikoff Verschwörung” (Berlin), “Sachsonia” (Raum Dresden) und anderen
  • 17. Juni 2017 Auftritt von “Feuer Frei” in den Räumlichkeiten der Neonazi-Bruderschaft “Brigade 8” in Weißwasser (Sachsen)

Faust – Böhse Onkelz für Arme

Naziband “Faust”: Patrick Janssen, Mario “Mari” Eckhardt, unbekannt, Michel Pfiffer, Norbert Noleppa

Die vor rund 15 Jahren gegründete Nazi-Band “Faust” war im Rechtsrock-Bereich in den letzten Jahre sehr gefragt. Gesang und Melodie erinnern an die Band “Böhse Onkelz”. Inhaltlich versucht “Faust” mit doppeldeutigen Texten “progressiv” zu wirken, wodurch eine Hörerschaft auch außerhalb der rechten Szene gewonnen werden konnte.

Frontmann der Band ist bis heute der nahe Potsdam wohnhafte Patrick Janssen. Er ist sowohl im Bereich Rechtsrock als auch in der Black-Metal-Szene musikalisch aktiv. So spielte er u.a. bei der “Blood & Honour”-Band “Kraftschlag” um Jens-Uwe Arpe, bei “Quadriga” aus Berlin und bei “Phönix”, einem recht jungen Projekt diverser Nazi-Musiker aus Deutschland.

Im NS-Black-Metal-Bereich singt Janssen bei der Band “Camulos” und war bei der Gruppe “Yggdrasil” aktiv, die sich später in “Frozen Abyss” umbenannte. Bei “Camulos” spielen ebenso Paul Morgenstern aus der Nähe von Zwickau sowie Alexander Kies aus dem Erzgebirge mit. Morgenstern ist mit seinem NSBM-Soloprojekt “Leichenzug” bekannt und wirkt auch bei etlichen Rechtsrock-Bands mit. Kies betreibt das Label “Fog of the Apocalypse Records” und den “Angeldust-Mailorder”.

Zu “Faust” gehörte anfangs auch der in Baden-Württemberg lebende Klaus Heib, der vor allem durch seine Mitgliedschaft in den Bands “Faustrecht” und “Noie Werte” bekannt wurde. Auch Janssen spielte bei “Noie Werte”. Deren Gitarrist Andreas Graupner wird dem Unterstützerkreis des NSU zugerechnet.

Schlagzeuger von “Faust” war bis 2016 der in Karlsruhe lebende und als Webdesigner arbeitende Stefan “Skippa” Skibinski. Er gehörte zur wechselnden Besetzung von “Noie Werte” und soll auch für “Camulos” das Schlagzeug eingespielt haben. Im Jahr 2008 fiel er Antifaschist_innen auf, als er gemeinsam mit Hartwin Kalmus, ehemals Führungsperson des 2000 in Deutschland verbotenen “Blood & Honour”-Netzwerks, versucht hatte, ein “Onkelz-Cover”-Konzert in Karlsruhe zu organisieren. Am Schlagzeug bei “Faust” wurde er im Herbst 2016 von dem ebenfalls in Baden-Württemberg lebenden Michel Pfiffer abgelöst. Pfiffer spielte in der Trash-Metal-Band “Miscariage” und saß bei der Metal-Band “Lamagra” aus Schorndorf am Schlagzeug. “Lamagra” hat sich nach dem Erscheinen dieses Artikels sofort von Pfiffer getrennt und von rechtem Gedankengut distanziert.

Die ersten Gitarre bei “Faust” spielt seit der Bandgründung der bei Frankfurt am Main wohnende Norbert Noleppa. Er ist auch Sänger der NS-Black-Metal-Band “Nordglanz”.

Zweiter Gitarrist von “Faust” ist Mario Eckhardt, der unter dem Namen “Mari Rocks” eine ganze Palette an “Entertainment” in Spraitbach (Baden-Württemberg) anbietet. “Mari” Eckhardt trat in der achten Staffel von “Big Brother” auf, wirkt er bei der Coverband “Rockaholix” mit, ist Teil des Akustik-Duos “Mike & Mari” und betreibt das Tattoostudio “Tattoohütte” in Spraitbach.

Dieses Phänomen, nicht nur in Rechtsrock-Bands zu spielen, sondern auch mit unpolitscher Rock-Musik im öffentlichen Raum präsent sein zu können, findet sich auch bei Patrick Janssen wieder. Seit 2016 singt er bei der “Böhse Onkelz”-Coverband “28 – Gehasst, Verdammt, Vergöttert”. An der Gitarre steht dort der bekannte Neonazi-Musiker Marco Eckert. Er ist u.a. bei den Nazi-Bands “Sturmwehr” und “Words of Anger” aktiv und wird dem militanten “Blood & Honour”-Netzwerk zugerechnet. Mit “28” standen Janssen und Eckert zuletzt in der “Parkgaststätte” in Lindenau (Brandenburg) auf der Bühne. Diese Gaststätte hatte Sebastian Raack, ein Multifunktionär der Neonazi-Szene, im Dezember 2016 erworben.

Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:

  • 24. Juli 2010 Auftritt von “Nordglanz” in Pößneck (Thüringen), u.a. mit “Endless Pride” (Schweden)
  • 16. Juli 2011 Auftritt von “Nordglanz” in Ungarn, organisiert von “Blood & Honour”
  • 5. Dezember 2015 Auftritt von “Faust” in Zwolle (Niederlande), mit “Kategorie C” (Bremen)
  • 23. Mai 2015 Auftritt von “Faust” in Thüringen beim “LiveH8”-Open-Air, u.a. mit “Sleipnir”, vor etwa 1500 Zuschauern
  • 8. Oktober 2016 Auftritt von “Camulos” in Ronneburg (Thüringen), u.a. mit “Stahlfront” (Sachsen/Thüringen) und “Arkona” (Polen)
  • 29. Juli 2017 Auftritt von “Faust” und “Phönix” beim “Rock für Identität” in Thüringen vor rund 1000 Personen
  • 9. September 2017 Auftritt von “Faust” in Schweden, u.a. mit “Sachsenblut”
  • 28. Oktober 2017 Auftritt von “28” in Lindenau (Brandenburg)

Mehr dazu:

Patrick Janssen, Michel Pfiffer und Norbert Noleppa auf Nazikonzerten (Fotos Recherche Nord)