Neonazis als Liedermacher – gewollt, aber nicht gekonnt

Tommy Brandau (“Klampfe”), Enrico Hager (“RAC’n’Roll Teufel”, “Schratt”), Sebastian Döhring (“Fylgien”), Mirko Szydlowski (“Barny”), Steven Arndt (“Hermunduren”)

Mit weniger Aufwand als Rechtsrockkonzerte, aber ebenso starker Propagandawirkung gehören neonazistische Liedermacher-Abende zum festen Bestandteil der rechten Erlebniswelt. Ob als “Einheizer” im Vorprogramm eines Konzerts, als Ausklang einer Redner- oder Vortragsveranstaltung oder als musikalische Darbietung auf einem Kameradschaftsabend: Neonazis als Liedermacher sind kein Relikt aus den Neunzigern, sondern stellen auch heute noch ein wichtiges Genre innerhalb der rechten Musikszene dar. Ihre Musik wirkt oft melancholisch und romantisch und kann dadurch weitaus mehr Menschen erreichen als es klassischer Rechtsrock vermag. Die meisten Texte unterscheiden sich allerdings kaum von denen herkömmlichen Rechtsrock-Bands, in Teilen sind sie gar unmissverständlicher. Und meist auch einprägsamer – ein gemeinschaftliches Gefühl kann so schneller entstehen als auf einem Rechtsrock-Konzert, wo man die Songs der Bands vorher mehrmals gehört haben muss, um mitgrölen zu können.

Im Folgenden stellen wir vier rechte Liedermacher vor, die exemplarisch für diesen Teil der rechten Musikwelt stehen.

Mirko Szydlowski alias “Barny”

Der 1982 geborene und in der Nähe von Chemnitz wohnhafte Neonazi und Liedermacher Mirko Szydlowski ist uns bereits als Musiker mehrerer Rechtsrock-Bands bekannt. Seine musikalische “Karriere” begann er als Gitarrist bei der Jenaer Band “Blutstahl” um Sänger Sebastian Färber. Es folgten Bands wie “Treueschwur” und “Donars Groll”. Szydlowski war darüber hinaus als Live-Mitglied bei “Frontalkraft” (Cottbus) und “Division Germania” (Nordrhein-Westfalen) zu finden. Auch bei der schwedischen Naziband “Einhärjarna” wirkt der fließend schwedisch sprechende Szydlowski mit. In seiner Geburtsstadt Jena war Szydlowski Teil der Kameradschaftsszene um den “Thüringer Heimatschutz” und pflegte beste Kontakte zu dem im NSU-Prozess angeklagten Ralf Wohlleben. Mit seinem Umzug in den Raum Chemnitz fand man ihn erneut in denjenigen ehemaligen “Blood & Honour”-Strukturen, die den NSU infrastrukturell, logistisch und finanziell unterstützt hatten.

Die Rolle Szydlowskis im NSU-Unterstützerumfeld scheint weit unterschätzt, denn er hatte sowohl engeren Kontakt zur “Wiege” der Rechtsterroristen des “Nationalsozialistischen Untergrund” in Jena als auch zu dem Kreis in Chemnitz, der die abgetauchten Neonazis Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe auf ihrer Flucht maßgeblich mit Papieren, Wohnungen, Geld und Waffen versorgte. Szydlowskis Wirken in der Naziband “Blutstahl” ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, denn die Band aus dem “Blood & Honour”-Netzwerk besang schon früh den bewaffneten Kampf. Auf einem Konzert in Österreich spielten “Blutstahl” etwa das Lied “Waffen für alle” von “Landser”, in dem es heißt: “Oder stellt euch mal vor, eines Tages überfällt uns ein Millionenherr Hungernder aus der dritten Welt. Wie wollt ihr sie aufhalten mit euren Argumenten? Wäre es da nicht besser mit Flinten in den Händen? Und hat das gute Zureden einfach keinen Zweck, dann hol ich meine Bazooka und blas’ sie alle weg. Waffen für alle! Waffen für alle!”

Dass Szydlowski unter den Zuschauern war, die Ralf Wohlleben 2015 im Gerichtssaal in München zum 40. Geburtstag gratulierten, verwundert unter diesen Umständen nicht. Wohlleben hatte dem NSU die Waffe besorgt, mit der zwischen 2000 und 2007 zehn Migranten und eine Polizistin ermordet wurden. Im März 2012 war Szydlowski als Liedermacher “Barny” für ein Konzert in Saalfeld angekündigt, dessen Einnahmen Ralf Wohlleben zugute kommen sollten.

Eine unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens von “Barny”:

  • 28. September 2013 Auftritt von “Barny & Alexandra” beim “Ian Stuart Donaldson Memorial”-Konzert in Schweden, u.a. mit “Division Germania” (Nordrhein-Westfalen), organisiert von den “Hammerskins Schweden”
  • 3. Mai 2014 Auftritt von “Barny” in Torgau, Ortsteil Staupitz (Sachsen), u.a. mit “Blackout” (Großbritannien) und “Legion of Thor” (Berlin)
  • 27. September 2014 Auftritt von “Barny” beim “Ian Stuart Donaldson Memorial”-Konzert in Schweden, u.a. mit “Die Lunikoff Verschwörung” (Berlin) und “Frontalkraft” (Cottbus)
  • 4. April 2015 Auftritt von “Barny” in Deutschland, u.a. mit Liedermacher “Brad” von der englischen “Blood & Honour”-Band “Brutal Attack”
  • 2. April 2016 Auftritt von “Barny” auf einem Balladenabend in der Nähe von Stockholm (Schweden), u.a. mit “Varghona” (Deutschland) und “Rommel” (Sachsen), organisiert von den “Hammerskins Schweden”
  • 11. November 2017 Auftritt von “Barny” in Slowenien, u.a. mit “Ken & Brad” von der Naziband “Brutal Attack” (England) im Rahmen einer Solidaritätsveranstaltung für inhaftierte Neonazis, organisiert von “Blood & Honour Slovenia”

Marcel Herse alias “Marci”

Der 1983 in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) geborene Herse war bisher nur unter dem Spitzname “Marci” als Sänger der seit mindestens 2009 aktiven Berliner Naziband “Tätervolk”, bekannt. Die Naziband tritt auch unter dem Namen “Marci & Kapelle”, “TV” und “Totalverlust” auf. Marcel Herse ist dabei das einzig konstante Mitglied. Für Auftritte von “Tätervolk” leiht er sich befreundete Musiker, etwa Sebastian Schmidt aus Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) oder Maik Wassilick. Letzterer spielt sonst bei der Brandenburger Naziband “Frontfeuer” den Bass.

Seine musikalische Laufbahn begann Herse als Liedermacher. Er lebte lange Zeit in Berlin, wohnt nun seit 2015 im Landkreis Märkisch-Oderland und ist weiterhin als Liedermacher “Marci” bundesweit unterwegs. Er ist zudem Vollmitglied der 1982 gegründeten Berliner Nazibruderschaft “Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft”, die ein wichtiger Akteur im internationalen Rechtsrockgeschehen ist. Führungsperson und Aushängeschild der “Vandalen” ist Michael “Lunikoff” Regener.

Marcel Herse arbeitet als Zimmermann und Dachdecker, etwa für die Firma “Holz- und Bautenschutz Semrock” in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern), die von dem Neonazi Jens “Semmel” Semrock betrieben wird. In “Marcis” Musik, sei es als Liedermacher oder als Sänger von “Tätervolk”, widmet er sich klassisch neonazistischen Themen, die sich gegen politische Gegner und Geflüchtete richten. Sein Lied “Rock gegen Überfremdung” kann als als Stichwortgeber für die gleichnamige Konzertreihe in Thüringen gelten, deren zweite Veranstaltung in Themar (Thüringen) im Juli 2017 knapp 6000 Neonazis anzog.

Eine unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens von “Marci”, bzw. “Tätervolk”:

  • 2. April 2011 Auftritt von “Marci & Kapelle” in Riesa (Sachsen), u.a. mit “Exzess” (Brandenburg), auf einem Konzert beim “Deutsche Stimme Verlag” der NPD
  • 5. Mai 2012 Auftritt von “Tätervolk” auf dem Nazi-Open-Air “Eichsfeldtag” in Thüringen, u.a. mit “Sturmtrupp” (Bayern) und “Die Lunikoff Verschwörung” (Berlin)
  • 19. April 2014 Auftritt von “Tätervolk” im elsässischen Oltingue (Frankreich), u.a. mit “Sniper” (Finnland) und “Blue Eyed Devils” (USA), organisiert von “Blood & Honour”. Die Gelder sollten der Unterstützung der im “Ballstädt-Prozess” angeklagten Thüringer Neonazis dienen.
  • 17. Januar 2015 Auftritt von “Tätervolk” in Kirchheim (Thüringen), u.a. mit “Frontfeuer” (Beeskow) und “Killuminati”
  • 13. August 2016 Auftritt von Liedermacher “Marci” in Eisenach (Thüringen), u.a. mit “Toitonicus” (Rathenow), “FreilichFrei” (Zwickau) und “Hermunduren” (Eisenach)
  • 20. August 2016 Auftritt von “Tätervolk” beim “Rock gegen Überfremdung” im Kirchheim (Thüringen), u.a. mit “Uwocaust” (Potsdam) und “Die Lunikoff Verschwörung” (Berlin)

Maik Krüger alias “FreilichFrei”

Seit 2014 tritt der in Zwickau (Sachsen) wohnhafte Neonazi Maik Krüger als Liedermacher “Freilich Frei” auf, oft als musikalische Begleitung rechter Parteiveranstaltungen. Krüger selbst nimmt regelmäßig an Aufmärchen teil, etwa am 1. Mai 2015 an einer Kundgebung der NPD in Berlin-Hohenschönhausen. Er erlangte 2015 mediale Aufmerksamkeit, als sein Album “Ehrbarer Kämpfe – Mein Volk hasst unsere Freiheit” im Rahmen einer bundesweiten Durchsuchung beschlagnahmt wurde. Bei den Razzien wurde 400 Exemplare der CD sichergestellt. Krüger hatte das Album im Jahr 2014 beim bayrischen Nazilabel “Oldschool Records”, betrieben von Benjamin Einsiedler, veröffentlich.

Grund für die Durchsuchung war das auf dem Album veröffentlichte Lied “Das Haus wird abgerissen”. Doppeldeutig richtet sich Krüger darin an die Oberbürgermeisterin von Zwickau, nachdem diese veranlasst hatte, den letzten Unterschlupf des NSU in Zwickau abzureißen – das von Beate Zschäpe in Brand gesteckte Haus in der Frühlingsstraße. Diese Entscheidung war aufgrund der Sorge erfolgt, das Haus könne zum Wallfahrtsort der rechten Szene werden. Krüger kommentiert das mit den Textzeilen: “Und wir huldigten ihr, der hübschen Nazimaus […] Die Frau und die beiden Männer, die ich selbstzensierenderweise nicht nennen darf, obwohl sie super zusammen passende Namen haben, sind die größten unserer Zunft. Sie waren die allerschlimmsten Floristen, und das ist gut für uns.” Das Amtsgericht Zwickau konnte im Oktober 2016 nicht ausschließen, dass die Liedzeilen, die das Terrornetzwerk NSU verherrlichen und seine Opfer verhöhnen, satirisch gemeint sind, und sprach Krüger vom Vorwurf der Billigung von Straftaten frei. Die Staatsanwaltschaft Zwickau hat Berufung gegen das Urteil eingelegt.

Im persönlichen Umfeld von Maik Krüger betätigt sich auch der weniger bekannte Liedermacher “Sturmsoldat”. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich der ebenfalls in Zwickau wohnhafte David Schauseil. Krüger und Schauseil machen schon länger zusammen Musik: Im Duett covern sie bekannte Rechtsrock-Songs und veröffentlichten diese als Videos.

Eine unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens von “FreilichFrei”:

  • 31. Mai 2014 Auftritt von “FreilichFrei” in der “Kammwegklause” in Erfurt (Thüringen), u.a. mit “Toitonicus” (Brandenburg)
  • 1. November 2014 Auftritt von “FreilichFrei” in Eisenach (Thüringen), u.a. mit “Hermunduren” (Eisenach)
  • 28. Februar 2015 Auftritt von “FreilichFrei” in Werdau (Sachsen), u.a. mit “Diggi & Klampfe” (Thüringen), auf einer Solidaritätsveranstaltung für den Wittenberger Liedermacher Mario Albrecht alias “Oiram”
  • 1. Mai 2015 Auftritt von “FreilichFrei” in Berlin auf einer Veranstaltung der NPD, die an jenem Tag ebenfalls eine Kundgebung in Berlin-Hohenschönhausen abhielt
  • 22. August 2015 Auftritt von “FreilichFrei” beim “Sommerfest” des NPD-Landesverbands Sachsen, zusammen mit “Aria S” (Ariane Moses, Bautzen)
  • 26. November 2016 Auftritt von “FreilichFrei” in der Nähe von Plauen (Sachsen) im Rahmen einer Veranstaltung der neonazistischen “Gefangenenhilfe”
  • 4. März 2017 Auftritt von “FreilichFrei” in Berlin, zusammen mit dem Liedermacher “Fremd im eigenen Land” (Mecklenburg-Vorpommern)
  • 27. Mai 2017 Auftritt von “FreilichFrei” in Gränitz (Sachsen), u.a. mit “Fremd im eigenen Land” und “Makss Damage” (Nordrhein-Westfalen). Das Konzert war im sächsischen Ostrau geplant, wo es aber behördlich verboten wurde und man deshalb nach Gränitz auswich.

David Allan Surette alias “Griffin”

Mit seiner unverkennbaren rauchigen, tiefen Stimme war der aus Kanada stammende Surette bereits in den Neunzigern im rechten Konzertgeschehen international gefragt. Seine musikalische Laufbahn begann bei der kanadischen Naziband “Aryan”, die 1998 in “Stonehammer” umbenannt wurde. Vor einigen Jahren zog der Neonazi an den Stadtrand von Berlin. Zur Zeit ist er als Liedermacher “Griffin” mit Gitarre und Dudelsack international anzutreffen, wie auch als Sänger von “Stonehammer”.

Darüber hinaus wirkt Surette in der “Skrewdriver”-Tributeband “Skrew You” mit, der Neonazimusiker aus ganz Europa angehören. Im Jahr 2017 war Surette zudem als Gastsänger bei “Romantikus Erőszak” aus Ungarn tätig, die zur Aufnahme ihre Single “Europe belongs to me” Sänger von Nazibands aus ganz Europa einluden, darunter auch Hannes Ostendorf, Mitglied der Nazibands “Kategorie C” und “Nahkampf” (beide Bremen).

David Allan Surette ist unter dem Namen “Mad Piper” als Wandertätowierer tätig und unterhielt für kurze Zeit ein eigenes Tattoostudio in Berlin. Schon Ende der Neunziger Jahre war er etwa bei “Utgard Tattoo” in Berlin als Gasttätowierer anzutreffen. “Utgard Tattoo” wird bis heute von Frank Lutz betrieben, der maßgeblich am Aufbau der Neonazi-Partei “Nationale Alternative” in Berlin mitwirkte. In den letzten Jahren tätowierte Surette auch beim Tattoostudio “Rockin‘ Ace” des Neonazis Thomas Maurer in Dingolfing (Bayern).

Surette ist Mitglied der Berliner Neonazi-Bruderschaft “Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft”. Dort war er bereits in den Neunzigern Ehrenmitglied. Surettes Bedeutung innerhalb dieses Zusammenhangs rührt vor allem daher, dass er nicht nur für “Landser”-CDs Zeichnungen entwarf und bis heute Comics für deren Nachfolgeband “Die Lunikoff Verschwörung” zeichnet, sondern auch eine der Kontaktpersonen von “Landser” nach Toronto (Kanada) war. Surette besuchte die Naziband um Michael “Lunikoff” Regener während ihres Studioaufenthalts zur CD “Deutsche Wut – Rock gegen Oben” in Minneapolis (USA) 1998. Im Mai 2001 planten die Musiker von “Landser” nach Toronto zu reisen, um auf Surettes Geburtstagsfeier zu spielen und eine Split-CD mit “Aryan”/”Stonehammer” aufzunehmen. Dieses Projekt scheiterte jedoch, da die kanadischen Behörden dem Schlagzeuger Christian Wendorff die Einreise verweigerten. Ähnlich wie Surette ist auch der ehemalige “Landser”-Sänger Regener unter dem Namen “Luni” als Liedermacher aktiv und geht jährlich auf Balladen-Tour durch Deutschland.

Eine unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens von “Griffin”:

  • 13. Juli 1996 Auftritt von “Aryan” in Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern), u.a. mit “Brutal Attack” (England), organisiert von “Blood & Honour – Sektion Berlin”
  • 31. Mai 1997 Auftritt von “Aryan” in der Nähe von Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern), u.a. mit “Bound for Glory” (USA)
  • 8. Oktober 2011 Auftritt von “Griffin” beim “Ian Stuart Donaldson Memorial” in Kiew (Ukraine), u.a. mit “Vinland Warriors” (Kanada) und “Sokyra Peruna” (Ukraine)
  • 20. September 2013 Auftritt von “Skrew You” in Charkiw (Ukraine) auf dem “Ian Stuart Donaldson Memorial”, u.a. mit “Die Lunikoff Verschwörung” (Berlin) und “Warlord” (Großbritannien)
  • 13. Juni 2015 Auftritt von “Stonehammer” beim “Eichsfeldtag” der NPD in Leinefelde (Thüringen), u.a. mit “Die Lunikoff Verschwörung” (Berlin)
  • 8. Juli 2015 Auftritt von “Griffin” in Portugal, u.a. mit “Faustrecht” (Allgäu) und “Parabellum” (Italien), organisiert von “Blood & Honour Portugal”
  • 23. September 2016 geplanter Auftritt von “Griffin” in England zum “Ian Stuart Donaldson Memorial”-Konzert, organisiert von “Blood & Honour England”. “Griffin” wurde allerdings die Einreise verwehrt.
  • 10. Dezember 2016 Auftritt von “Griffin” in Kirchheim (Thüringen), u.a. mit “Lunikoff” (Berlin) und “Liedermacher Tobias” (Tobias Winter, Thüringen)
  • 10. Februar 2017 Auftritt von “Griffin” in Budapest (Ungarn) im Rahmen des “Tag der Ehre”, u.a. mit “Rommel” (Sachsen) und “Battleshout” (Russland)
  • 7. Oktober 2017 Auftritt von “Stonehammer” in Bad Wurzach (Baden-Württemberg), u.a. mit “Faustrecht” (Allgäu) und “Kodex Frei” (Bayern). Bei dem Konzert handelte es sich um die 15-Jahr-Feier der Nazi-Kameradschaft “Voice of Anger”.

Und sonst so?

Natürlich gibt es bundesweit Dutzende weitere Liedermacher. Es folgt ein kleiner Überblick zu ausgewählten weiteren, weniger bekannten Nazi-Liedermachern.

Thomas Lange alias “Toitonicus”

Lange kommt aus dem brandenburgischen Rathenow, wo er als Liedermacher auf einer der wöchentlich stattfindenden Kundgebungen des rechten “Bürgerbündnis Havelland e.V.” auftrat. Im Sommer 2017 erlangte Bekanntheit, als er der Sendung “Jäger & Sammler” (ARD, ZDF) auf dem Rechtsrock-Festival “Rock gegen Überfremdung II” ein Interview gab. Dort sagte er u.a.: “Ich bin bekennender Nationalsozialist und für mich sind alle Völker […] Also die Völker müssen bei ihren Völkern bleiben.” Thomas Lange ist darüber hinaus Mitglied der Nazibruderschaft “Blood Brother Nation”.

Sebastian Döhring alias “Fylgien”

Der 1980 geborene Döhring ist seit mehr als zehn Jahren als Liedermacher aktiv. Im Jahr 2011 kandidierte er in Berlin für die NPD. Vor Kurzem zog Döhring in die brandenburgische Kleinstadt Templin, wo er auch seinen Versandhandel “Fylgien-Versand” betreibt. Neben Merchandiseartikeln und CDs findet man dort auch Kleidung der “Wotan Jugend – Sektion Germania”, dessen “Sektionsleiter” Döhring zu sein scheint. Die Gruppe ist eine Unterstützergruppe des faschistischen ukrainischen Freiwilligenbataillons “AZOW”. So überrascht es nicht, dass Döhring mindestens zwei Mal in Osteuropa aufgetreten ist: Einmal im Rahmen eines Konzertes der “Wotanjugend” in Russland, das andere Mal bei einem Konzert der “Misantrophic Division” in der Ukraine.

Tobias Winter alias “Bienenmann” bzw. Liedermacher “Tobias”

Recht unscheinbar und oftmals ohne Ankündigung ist der 1986 geborene Thüringer Tobias Winter seit einigen Jahren als Liedermacher “Tobias” unterwegs. Manchmal wird er auch als “Bienenmann” vorgestellt. Vorrangig hat es ihm das internationale “Blood & Honour”-Netzwerk angetan, auf deren Konzerten er regelmäßig auftritt. Etwa in den Jahren 2014 und 2015 zum “Tag der Ehre” in Ungarn oder auf dem “Ian Stuart Donaldson Memorial” in Großbritannien 2014. Auch Parteiveranstaltungen wie den “JN-Bundeskongress” 2014 begleitet er musikalisch.

Politisiert wurde Winter im Kreis des Neonazi-Netzwerks “Freies Netz” in Jena und Kahla. Seine musikalische Karriere und die damit verbundenen Kontakte verdankt er auch dem Jenaer Neonazi und Liedermacher Mirko “Barny” Szydlowski.

Mario Albrecht alias “Oiram”

Der Wittenberger, der auch in den rechten Musikprojekten “Freidenker” und “Feuerbefehl” mitwirkt, kann dem alten “Blood & Honour”-Spektrum zugerechnet werden. Er trat u.a. auf Veranstaltungen der Kameradschaft “Brigade Halle/Saale” und auf Clubfeiern der Nazibruderschaft “Brigade 8” in ihren Räumen in Weißwasser (Sachsen) auf. Albrecht ist ebenfalls Mitglied der Bruderschaft “Brigade 8”, die sich aus eher älteren Neonazis zusammensetzt.

Mario Graviat alias “Brauni”

Wie “Oiram” ist auch Mario Graviat Mitglied der Nazibruderschaft “Brigade 8” und tritt regelmäßig auf deren Feierlichkeiten auf. Beruflich ist der Neonazi in Hallstadt (Bayern) unter dem Künstlernamen “MaGra Fotografie” tätig. Davor arbeitete er selbstständig als “MaGra Grafik-Design” in Nürnberg.

Toni Belz und Patrik Killat alias “A3stus”

“A3stus” zählt zur Sparte “gewollt aber nicht gekonnt” und produziert demenstprechend schlechte Musik. Dennoch – oder gerade deshalb – schaffte es die Gruppe, den “Bärgida”- und “Merkel muss weg”-Aufmärschen in Berlin als musikalische Begleitung zu dienen. Dafür war offenbar vor allem der der heute 37-jährige Berliner Patrick Killat ausschlaggebend, der mit seinem “Rap”-Projekt “Villain 051” schon als Animateur bei ähnlichen Veranstaltungen auftrat. Gegen Killat, Belz und eine andere Person, die dem Projekt “A3stus” angehört, wurde im Zusammenhang mit einer 2014 veröffentlichten CD ermittelt und wegen Volksverhetzung Anklage erhoben. Während der nahe Berlin lebende Belz mit einer Geldstrafe davon kam, wurde Killat im Dezember 2017 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Patrick Killat und Toni Belz gehören außerdem der Nazibruderschaft “Barnimer Freundschaft” an, die sowohl auf dem Rechtsrock-Konzert “Rocktoberfest” im Oktober 2016 in Unterwasser (Schweiz) als auch beim “Rock gegen Überfremdung II” in Themar (Thüringen) im Juli 2017 in die Security- und Ordnerstruktur eingebunden war. Belz tritt auch Solo als Liedermacher “Son of the Wind”. Früher nannte er sich “Recht auf Wahrheit” (“RAW”).

Mehr dazu:

Links Mirko Szydlowski beim NSU-Prozess in München 2015 (Foto tagesspiegel.de), rechts Marcel Herse (“Marci”)

Links David Allan Surette (“Griffin”), Joel Howitzer von der Naziband “Bound for Glory” und Michael Regener (“Lunikoff”, “Landser”) in den Neunziger Jahren, rechts David Allan Surette heute

David Schauseil (“Sturmsoldat”), Maik Krüger (“FreilichFrei”), Thomas Lange (“Toitonicus”), Sebastian Döhring (“Fylgien”)

Tobias Winter (“Bienenmann”), Mario Albrecht (“Oiram”), Mario Graviat (“Brauni”)

Toni Belz (links) und Patrick Killat (rechts) beim “Rock gegen Überfremdung II” am 15. Juli 2017 in Themar (Foto Recherche Nord)