Tobias Wirth – dem “Ödi” wird’s nie öde

Tobias Wirth beim Neonazi-Aufmarsch am 1. Mai 2017 in Gera (Foto flickr) und ohne Sonnenbrille

Der am 8. September 1986 geborene und in Helmbrechts (Oberfranken) wohnhafte Neonazi Tobias Wirth, genannt “Öddi” oder “Ötti”, ist seit mindestens zehn Jahren in verschiedenen Nazibands in Bayern und Sachsen aktiv.

Tobias Wirth entstammt dem “Kameradschaftbund Oberfranken”. Innerhalb der Musikszene scheint er sowohl der Bruderschaft der “Hammerskins” als auch dem in Deutschland verbotenen “Blood & Honour”-Netzwerk nahezustehen. Wirth war in den letzten Jahren bundesweit auf vielen Neonazi-Aufmärschen anzutreffen, etwa am 1. Mai 2009 in Weiden oder am 1. Mai 2017 in Gera. Der Aufmarsch in Gera wurde von der Neonazi-Partei “Der III. Weg” organisiert. Ein Großteil von Wirths politischem Umfeld ist in den Reihen dieser Partei zu finden.

Wirth arbeitet bei der Firma HelLaTec (“Helmbrechtser Laminier Technik GmbH”) und trainiert Kampfsport im “Martial Mates Gym” in Hof. Er nahm u.a. 2016 an der “NAGA Grappling Championship” in Limburg teil. Auch auf Seminaren des “Shuri Gym” in Plauen wurde er gesichtet.

Seine musikalische Laufbahn begann Wirth 2005 mit der Band “Braune Brüder” aus dem Raum Hof, bei der der “Hammerskin” Tony Gentsch an der Gitarre stand. Gentsch war Kader des verbotenen “Freien Netz Süd” und ist derzeit “Gebietsleiter” der Neonazi-Partei “III. Weg”. Die Band trat fast ausschließlich im regionalen Rahmen auf, größtenteils im Umfeld der Kameradschaften “Braune Teufel Vogtland/Alcoholocaust” um David Köckert, “Schwarzer Orden Vogtland” um Olaf Martin und des “Kameradschaftsbund Hochfranken”, in dem Gentsch ebenfalls aktiv war.

Mit der Auflösung der “Braunen Brüder” im Jahr 2007 begann Wirth bei der Band “White Rebel Boys”. Dort spielte auch Reiko Schmiedel aus dem sächsischen Lugau mit. Schmiedel steckt auch hinter den Projekten “Last Pride” und “Moiler”. Bei “Moiler” wirkte wiederum Wirth mit.

Neben der Band “White Rebel Boys” ist Wirth solo als Liedermacher “White Rebel Voice” unterwegs und darüber hinaus Mitglied der Nazibands “MPU” und “Überzeugungstäter Vogtland”. Bei letzterer spielt Tobias Wirth Gitarre, gemeinsam u.a. mit Christian Riedel (Gesang) und Markus Seidlitz.

Wirth gilt als einer der umtriebigsten Neonazis im Rechtsrock-Bereich. So war er auch bei der Band “Haftbefehl” aus dem vogtländischen Reichenbach aktiv, zusammen mit René “Ignatz” Poralla (Gesang), Lars Kühn (Drums) und Paul Gentsch (Bass). Die Band machte ihrem Namen alle Ehre: Sänger René Poralla wurde im März 2005 zu einem Jahr Haft verurteilt, weil er bei Auftritten der Band Hakenkreuzflaggen gezeigt hatte und ihm außerdem nachgewiesen werden konnte, dass er als Kopf der Band für die menschenverachtenden Liedtexte verantwortlich war.

Aktuell ist Wirth auch Live-Musiker bei den Bands “Sachsonia” (Dresden) und “Smart Violence”. Er und seine Freundin Jessica, die aus dem Ruhrgebiet stammt und in den ersten Jahren bei der rechten Allgäuer Oi-Band “Prolligans” am Bass stand, gehören seit 2016 der Chemnitzer Naziband “Verboten” an. In deren wechselndem Lineup ist auch der “Sachsenblut”-Gitarrist René Zimmermann zu finden.

Darüber hinaus bildet Tobias Wirth zusammen mit Mirko Szydlowski alias “Barny” die Band “Treueschwur”. Auch bei “Musikgruppe”, einem gemeinsamen Projekt mit Patrick von “Punkfront”, und in der Band “Eskalation” ist Wirth aktiv.

Wirths letztes großes Projekt war die Veröffentlichung der CD “Back to the Basement”, auf der er alle Instrumente zu bekannten Rechtsrock- und Oi-Liedern selbst einspielte. Für den Gesang holte er sich Unterstützung von “Szene-Prominenz” wie etwa Sten Söhndel, dem Sänger der Band “Frontalkraft”.

Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, bei dem Tobias Wirth als Musiker mitwirkte:

  • 9. September 2006 in Döbeln (Sachsen) mit “Braune Brüder”. Auch “Frontalkraft” (Cottbus), “Oidoxie” (Dortmund), “Eternal Bleeding” (Zwickau/Altenburg) und “Moshpit” (Altenburg/Dresden) traten auf.
  • 7. Juli 2007 in Greiz (Vogtland) mit “Braune Brüder”, NPD-Sommerfest
  • 2. August 2008 in Greiz mit “White Rebel Boys”, NPD-Heimatfest
  • 25. Juli 2009 in Ungarn mit “White Rebel Boys”
  • 1. Oktober 2010 in Belgien mit “MPU” beim “Ian Stuart Donaldson Memeorial”-Konzert, organisiert von “Blood & Honour Flanders & Wallonia with German Support”
  • 18. August 2012 in Sachsen mit “White Rebel Boys”. Auch “Punkfront”, “Overdressed” und “Angry Bootboys” traten auf.
  • 8. März 2014 in Kirchheim (Thüringen) mit “White Rebel Boys”, organisiert von den “Hammerskins Franken”
  • 9. Mai 2015 in Kirchheim mit “MPU”, organisiert von den “Hammerskins Franken”
  • 20. August 2016 in Polen mit “Verboten”, organisiert von “Blood & Honour”
  • 1.-4. September 2016 in Italien mit “Sachsonia” auf dem “Ritorno a camelot”, organisisert von den “Veneto Fronte Skinheads”, dem italienischen Arm von “Blood & Honour”
  • 28. Januar 2017 in London mit “Verboten”, organisiert von “Blood & Honour”
  • 27. April 2017 im Raum Dresden mit “True Aggression”

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