Im Brandenburger Landkreis Barnim existiert seit über zehn Jahren eine kleine, aber aktive rechte Musikszene. Das bekannteste Projekt aus der Region ist die Band “Preußenfront” aus Bernau. Ihr Sänger Kai Hesselmann gehörte bis Mitte der Zweitausender Jahre der “Deutschen Volksunion” (DVU) an und spielte mit seiner Band auch auf Kundegebungen und Sommerfesten der Partei.
Die Verbindung zwischen Rechtsrockszene und DVU ist in Brandenburg nichts Ungewöhnliches. Auch Klaus Mann, der bis heute sein Gelände in Schorfheide bei Finowfurt für Konzerte der rechten Szene bereitstellt, war ein wichtiger Ansprechpartner der Partei, bis er vor knapp fünf Jahren den Landesvorsitz der rechten Kleinstpartei “Die Rechte” in Brandenburg übernahm.
Am Bass stand bei “Preußenfront” Kai Hesselmanns Bruder Steffen Hesselmann, der lokalen Kameradschaftsstrukturen entstammt. “Preußenfront” galt als Lokalmatador, schaffte es – vermutlich aufgrund ihrer öden, beliebig wirkenden Rechtsrock-Musik – jedoch nicht, auf den “großen Bühnen” der Szene aufzutreten. Aus “Preußenfront” wurde später “Klänge des Blutes”, bis auch diese Band sich im Jahr 2015 auflöste. Höhepunkt ihrer musikalischen “Karriere” war ein Beitrag auf einer Solidaritäts-CD für den jährlich stattfindenden Naziaufmarsch “Tag der deutschen Zukunft” sowie ein Auftritt auf Siegfried Borchardts Geburtstagsfeier im Jahr 2013.
Hesselmann versuchte danach erneut sein Glück mit dem kurzweiligen Projekt “Raritäten”. Aktuell ist er bei der Naziband “Feuer Frei” mit von der Partie. Weitere Mitglieder von “Feuer Frei” sind die langjährig aktiven Neonazis Christian “Hotte” Droemert, Ronny “Ecki” Eckbert und “Sterni”. Der in Beeskow wohnhafte Eckbert war schon Mitglied der NS-Black-Metal-Band “Mogon” um Sänger Silvio Kautz. “Sterni” ist vor allem als Mitglied der Neonazi-Bruderschaft “Midgards Wächter” und als Gitarrist der Berliner Naziband “Kahlschlag” bekannt. Bei dieser spielte bis zur Auflösung 2010 auch der im NPD-Kreisverband Berlin-Lichtenberg aktive Jan-Michael Keller, heute Bassist beim Rechtsrock-Trio “Sacha Korn” aus Teltow bei Potsdam.
Der Berliner Neonazi Björn Reddemann aktivierte “Kahlschlag” im Jahr 2016 erneut. Wie in den Anfangsjahren der Band steht er an der Gitarre und übernimmt den Gesang. In Anbetracht einer sich immer weiter professionalisierenden Rechtsrockszene kann man jedoch guter Dinge sein, dass “Kahlschlag” abgesehen von qualitativ minderwertigen Proberaumvideos in den nächsten Jahren kaum in Erscheinung treten wird. Auch “Feuer Frei” trat bisher nur im kleineren Kreis auf, oft im Umfeld von Neonazi-Bruderschaften wie der “AO Strausberg” oder der “Brigade 8”.
Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:
- 18. September 2010 Auftritt von “Kahlschlag” in Berlin-Schöneweide auf einer Kundgebung der NPD, zusammen u.a. mit “Exzess” (Strausberg)
- 2. Oktober 2010 Auftritt von “Preußenfront” auf dem “Preußentag” der NPD in Brandenburg, zusammen u.a. mit “Preußenstolz” (Potsdam) – mehr “Preußen” geht nun wirklich nicht
- 3. September 2011 Auftritt von “Mogon” in Rothenburg-Geheege, u.a. mit den NSBM-Bands “Nordglanz” (Frankfurt am Main) und “Permafrost” (Sachsen-Anhalt)
- 16. November 2013 Auftritt von “Klänge des Blutes” im “Rössle” in Rheinmünster-Söllingen (Baden-Würtemberg) anlässlich des 60. Geburtstags des Dortmunder Neonazis Siegfried Borchert alias “SS-Siggi”, zusammen mit den Nazibands “Die Lunikoff Verschwörung” (Berlin), “Sachsonia” (Raum Dresden) und anderen
- 17. Juni 2017 Auftritt von “Feuer Frei” in den Räumlichkeiten der Neonazi-Bruderschaft “Brigade 8” in Weißwasser (Sachsen)