Die 2010 gegründete Naziband “Ungebetene Gäste” besteht aus mittlerweile altbekannten Neonazis aus Mecklenburg-Vorpommern. Sänger und Gründungsmitglied ist der heute in Rostock lebende Marcel “Zabel” Zapf. Er war in den letzten Jahren auf zahlreichen Punk- und Rockabilly-Konzerten anzutreffen. Gemeinsam mit sechs Freunden aus Güstrow und Bützow gründete er im Jahr 2007 die “Hoolsnation”, eine Clique von Neonazis, die sich gern als Hooligans darstellten und vorrangig Partys und Saufgelage in einer Garage veranstalteten. Ab 2010 veröffentlichte Zapf unter dem Namen “UnGebetene Gäste” einige Videos mit Akustik-Liedern. Im gleichen Jahr entstand auch das erste Album “Musik für euch”, das noch sehr holprig daherkam.
Im Jahr 2012 veröffentlichte die selbsternannte “Streetrock”-Band ihr erstes professionell produziertes Album namens “Anstoß”. Passend zur Europameisterschaft im gleichen Jahr versucht die Band sich auf der CD als unpolitische, “nur” patriotische Fußballrock-Band darzustellen. Dieses Image hatte sich bereits Jahre zuvor die Rechtsrock-Band “Kategorie C” auf die Fahnen geschrieben. So verwundert es nicht, dass “Ungebetene Gäste” ein Jahr später als Vorband von “Kategorie C” bei einem Auftritt in Wolfsburg beworben wurden.
Der Rest von “Ungebetene Gäste” besteht, ähnlich wie Marcel Zapf, aus Neonazis aus Güstrow und Bützow. Am Bass stand anfangs Frank Kröplin, der mittlerweile von Marcus Wendt abgelöst wurde. Wendts Hauptprojekt ist die Rügener Naziband “Komando Ost” (sic!), die sich im Umfeld der Neonazi-Bruderschaft “Hammerskins” bewegt.
Gitarrist bei “Ungebetene Gäste” ist der in Bützow lebende Rico Ehresmann. Er gehört zum Umfeld der Güstrower NS-Hardcore-Band “Painful Awakening”. Deren Schlagzeuger Martin Worzfeld trommelt auch bei “Ungebetene Gäste”. Dass sich “Painful Awakening” und “Ungebetene Gäste” einen Proberaum teilen, ist da nur logisch.
Die Naziband “Painful Awakening” besteht schon länger, nämlich seit 2005. Sie kann damit zur zweiten Generation des “National Socialist Hardcore” gezählt werden. Vorreiter dieses Sub-Genres des Rechtsrocks waren Ende der Neunziger Jahre u.a. die US-Bands “Teardown” und “Blue Eyed Devils” und deutsche Nazibands wie “Race Riot” und “Fear Rains Down”. In letzterer wirkten auch Neonazis aus Mecklenburg-Vorpommern mit.
Sänger von “Painful Awakening” ist der 1980 geborene Thomas Vetter. Der bereits erwähnte Martin Worzfeld, Jahrgang 1984, sitzt am Schlagzeug, während Rene Rexin und Daniel Kräge Gitarre spielen. Im Laufe der Jahre kam es immer wieder zu Besetzungswechseln, zeitweise stand etwa Richard Kühne an der Gitarre. Ralf Seefeld spielte lange Zeit den Bass, schied aber schon vor einigen Jahren aus der Band aus. Als Aushilfsmusiker fungiert darüber hinaus der 1988 geborene Thomas Lehwald, der beispielsweise 2009 bei einem Auftritt von “Painful Awakening” in Thüringen als Zweitsänger aushalf.
Personelle Überschneidungen gibt es nicht nur zu “Ungebetene Gäste”, sondern u.a. auch zur Nazi-Band “Hateboys”, in der Rexin gespielt haben soll. Rene Rexin und Richard Kühne gehörten auch zu “Inborn Hate”. Daniel Kräge wirkte ferner bei “Thrima” als Gitarrist mit, während Richard Kühne in der Nazi-Band “Nordic Storm” gespielt hat. Thomas Vetter nahm gemeinsam mit der polnischen Band “Legion Twierdzy Wrocław” und dem Sänger von “Path of Resistance” im Jahr 2017 das mehr als peinliche Lied “Pirat John” auf. Tatsächlich spannend ist daran die Vernetzung deutscher Bands in Richtung Osteuropa, konkret zu Neonazis aus dem polnischen Ableger des “Blood & Honour”-Netzwerks. Gemeinsam mit “Legion Twierdzy Wrocław” entwarf “Painful Awakening” vor einiger Zeit auch ein T-Shirt mit den Worten “European Front Line”. Damit folgt die Band einer Tendenz innerhalb der rechten Szene, chauvinistische Ansätze zurückzustellen und sich stattdessen auf das rassistische Konzept eines weißen Europa zu beziehen.
Viele der benannten Nazi-Musiker sind auch außerhalb der Rechtsrockszene aktiv und bis heute etwa bei Naziaufmärschen in Mecklenburg-Vorpommern anzutreffen.
Ein unvollständiger Abriss des Konzertgeschehens, an dem die oben genannten Musiker mitwirkten:
- 09. Februar 2008 Auftritt von “Painful Awakening” beim “Day of Honour” (“Tag der Ehre”) in Budapest, einem Aktionswochenende zu Ehren von Wehrmacht und Waffen-SS
- 15. März 2008 Auftritt von “Painful Awakening” in Spanien unter dem Motto “Rasse über allem – viele Nationen, eine Familie”, u.a. mit “Hate for Breakfast” (Italien) und “Before the War” (Slowakei)
- 13. November 2010 Auftritt von “Painful Awakening” in Italien, u.a. mit Garrotta (Verese, Italien), organisiert von “Autonomi Nazionalisti”
- 9. März 2011 Auftritt von “Painful Awakening” im “Thinghaus” in Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern), u.a. mit “Path of Resistance” (Rostock) und “Green Arrows” (Italien)
- 31. März 2013 Auftritt von “Ungebetene Gäste” in Deutschland, zusammen mit “Bootbois” (Hamburg)
- 7. Dezember 2013 Auftritt von “Ungebetene Gäste” im Ruhrgebiet, zusammen mit “Pitbullfarm” (Schweden) und “Kategorie C”
- 8. März 2014 Auftritt von “Ungebetene Gäste” in Kirchheim (Thüringen), u.a. mit “Faustrecht” (Allgäu) und “Helle & die RAC’ker” (Brandenburg), organisiert von den “Hammerskins Franken”
- 29. August 2015 Auftritt von “Painful Awakening” bei einem “Ian Stuart Donaldson Memorial”-Konzert in Polen, u.a. mit “Velimor” (Russland) und “Legion Twierdzy Wrocław” (Polen), organisiert von “Blood & Honour Polen”
- 8. Oktober 2016 Auftritt von “Painful Awakening” und “Ungebetene Gäste” in der Tschechischen Republik
- 19. November 2016 Auftritt von “Painful Awakening” in Polen, u.a. mit “Legion Twierdzy Wrocław” (Polen), die dort ihr fünfjähriges Bestehen feierten
- 9.-10. Juni 2017 geplantes Konzert von “Ungebetene Gäste” in Tschechien, u.a. mit “White Demons” (Griechenland), “Nordica” (Polen) und “Mistreat” (Finnland). Das Konzert konnte aufgrund antifaschistischer Intervention nicht stattfinden.